Der Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat sich gegen einen Importstopp von russischer Energie ausgesprochen. „Energie ist sehr teuer geworden für die Endverbraucher aber auch für die Industrie“, sagte Russwurm am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Für viele Industriezweige in Deutschland sei der Energieeinsatz jedoch „ein ganz wesentliche Kostenfaktor“. Für die Industrie werde es deshalb zunehmend schwierig, kostendeckend zu produzieren.
Der BDI-Präsident forderte eine „rationale“ Herangehensweise an den Konflikt. „Es wäre ein naives Bild zu glauben, dass die Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl jetzt akut diesen Krieg finanzieren“, sagte er. Der russische Präsident Wladimir Putin habe bereits aufgerüstet, „seine Panzer müssen nicht an die Tankstelle fahren und dort eine Rechnung bezahlen“.
Mit Blick auf deutsche Unternehmen, die durch die Sanktionen gegen Russland ebenfalls betroffen sind, forderte der BDI-Präsident eine Einzelfallprüfung und Hilfen der Bundesregierung. Diesbezüglich gebe es „eine klare Verabredung“ mit der Bundesregierung, es handele sich außerdem nicht um „unendlich viele“ Unternehmen.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Montag die große Bedeutung von russischen Energielieferungen betont. „Die Versorgung Europas mit Energie für die Wärmeerzeugung, für die Mobilität, die Stromversorgung und für die Industrie kann im Moment nicht anders gesichert werden“, erklärte Scholz.
Zugleich hob der Bundeskanzler hervor, dass die Bundesregierung mit ihren Partnern innerhalb der Europäischen Union und darüber hinaus seit Monaten „mit Hochdruck“ daran arbeite, Alternativen zur russischen Energie zu entwickeln. Dies gehe aber nicht „von heute auf morgen“, so Scholz. Russische Energielieferungen seien deshalb bewusst von den Sanktionen ausgenommen worden.
