Bücher werden in der Türkei zum Luxusgut

Buchhandlung
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Der Verfall der türkischen Lira, die hohe Inflation und die immensen Papierkosten haben Bücher in der Türkei zu einem Luxusgut gemacht. Einige türkische Verlage entschieden sich dieser Tage bereits dazu, weniger Bücher zu veröffentlichen. Sie befürchten gleichzeitig, dass dadurch weniger kritische und alternative Stimmen Gehör finden.

„Der Buchpreis explodiert gerade“, beklagt die Promotionsstudentin Gulfer Ulas, die Internationale Beziehungen studiert. Sie muss derzeit fast 1000 Lira monatlich in Bücher für das Studium investieren – das sind derzeit rund 71 Euro und entspricht rund einem Drittel des türkischen Mindestlohns. Eigentlich liest sie in ihrer Freizeit auch gerne Romane, doch dieses Hobby ist derzeit fast unerschwinglich. Binnen Monaten hat sich etwa die Ausgabe eines Thomas-Mann-Romans von 33 auf 70 Lira mehr als verdoppelt.

Dieser Anstieg steht exemplarisch für das Ausmaß der Wirtschafts- und Währungskrise in der Türkei. Die türkische Lira verlor im Laufe des Jahres ein Viertel ihres Werts gegenüber dem Dollar, die jährliche Inflationsrate lag zuletzt bei über 21 Prozent – und Kritiker glauben, dass diese offiziellen Zahlen noch deutlich zu niedrig angesetzt sind. Die Kaufkraft der Türkinnen und Türken ist in jedem Fall deutlich geschwächt.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verfolgt dabei eine Strategie, die der gängigen Ökonomenlehre widerspricht, denn er lehnt eine Erhöhung der Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation strikt ab. Erdogan möchte hingegen über niedrige Zinsen Kredite und Investitionen ankurbeln – damit allerdings erhöht sich die Geldmenge im Umlauf weiter.

Nach Angaben des Verlagshauses Kirmizi Kedi stieg der Preis für Papier binnen eines Jahres von 700 bis 800 Dollar auf zuletzt 1500 Dollar pro Tonne, was auch an Engpässen in der Lieferkette liegt. Die Türkei ist aber von den Einfuhren abhängig, 2018 importierte sie für drei Milliarden Dollar Papier.

Da nicht absehbar ist, wie sich die Preise weiter entwickeln, entscheiden sich Verleger zum Teil dafür, Bücher zunächst nicht nachzudrucken oder herauszubringen. Denn letztlich müssen die höheren Kosten weitergegeben werden und die Bücher Abnehmer finden. „Die Menschen werden dazu gezwungen sein, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren“, zeigt sich der Verlag Kirmizi Kedi überzeugt.

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