Der Inzidenzwert bei den Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat einen neuen Höchstwert erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 470,6 an. Am Vortag hatte der Wert noch bei 427,7 gelegen. Der bisherige Höchstwert in der Corona-Pandemie waren 452,4 am 29. November 2021. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat zudem mit 92.223 am Freitag einen weiteren Tageshöchstwert erreicht.
Am Freitagmorgen vor einer Woche hatte die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 303,4 gelegen. Der Wert beziffert die Zahl der neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen.
Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden hatte indessen am Donnerstag noch bei 81.417 gelegen, am Mittwoch bei 80.430. Der aktuelle Wert ist somit der dritte Tagesrekord in Folge. Am Freitag vor einer Woche wurden noch 56.335 Neuinfektionen verzeichnet.
Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter weiter mitteilte, wurden am Freitag 286 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gezählt. Seit Pandemie-Beginn verzeichneten die Gesundheitsämter laut den jüngsten Angaben des Instituts insgesamt 7.835.451 Infektionsfälle. Die Gesamtzahl der registrierten Corona-Toten in Deutschland stieg auf 115.337. Die Zahl der von einer Erkrankung durch das Coronavirus genesenen Menschen in Deutschland bezifferte das Institut mit rund 6.914.700.
Als entscheidenden Maßstab für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hatten Bund und Länder im November die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz festgelegt. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen. Laut dem aktuellsten RKI-Bericht vom Donnerstag lag die Hospitalisierungsinzidenz bundesweit bei 3,09.
Wie das RKI in seinem aktuellsten Wochenbericht vom Donnerstag feststellte, ist die hochansteckende Omikron-Variante mittlerweile auch in Deutschland die dominante Variante des Coronavirus. Demnach betrug der Anteil an allen übermittelten Fällen in der ersten Kalenderwoche dieses Jahres 73 Prozent. Bundesweit gibt es hier jedoch noch große Unterschiede, der Omikron-Anteil lag laut Institut zwischen elf Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 96 Prozent in Bremen.
Das RKI warnte, dass in den nächsten Wochen mit einer starken Zunahme von Infektionen auch bei Geimpften und Genesenen gerechnet werde. Erste Studien deuteten auf einen geringeren Anteil an Krankenhauseinweisungen im Vergleich zu Infektionen mit der Delta-Variante bei Infizierten mit vollständiger Impfung hin. Für eine abschließende Bewertung der Schwere der Erkrankungen durch die Omikron-Variante sei die Datenlage aber noch nicht ausreichend.
Angesichts der Dominanz der neuen Variante warnte die Vertreterin der deutschen Amtsärzte, Ute Teichert, vor Schnelltests als Mittel zum Freitesten für Infizierte in Isolation. „Solange offen ist, welche Schnelltests zuverlässig die Omikron-Variante erkennen, ist es problematisch, beim Freitesten von Infizierten auf Schnelltests als Alternative zu PCR-Tests zu setzen“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagsausgaben).
„Sollten die PCR-Tests wie erwartet knapp werden, steuern wir auf eine schwierige Lage zu.“ Nach den neuen Quarantäneregeln, auf die sich Bund und Länder geeinigt hatten, können sich Infizierte und Kontaktpersonen in der Regel nach sieben Tagen mittels PCR-Test oder zertifiziertem Schnelltest freitesten und die Frist damit um drei Tage verkürzen.
Angesichts stark steigender Infektionszahlen warnte Teichert zudem vor einem Kontrollverlust bei den Infektionsdaten: „Bei weiter steigenden Infektionszahlen wird es schwierig für die Gesundheitsämter, die Daten tagesaktuell einzugeben.“ Wenn das Personal nicht kurzfristig deutlich aufgestockt werde, „haben wir in den nächsten Wochen keinen klaren Überblick“, sagte sie den Funke-Zeitungen.
Das Personal in den Gesundheitsämtern reiche trotz vieler Helfer schon jetzt nicht mehr aus. Viele Gesundheitsämter hätten deswegen die Kontaktverfolgung eingeschränkt. Sie könnten sich nur noch um größere Ausbrüche, etwa in Pflegeheimen, kümmern. „Es liegt jetzt besonders in der Eigenverantwortung der infizierten Personen, sich in Quarantäne zu begeben.“