Der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt fordert wegen des Konflikts mit Moskau, den deutschen Bedarf am russischen Erdgaslieferungen zu verringern. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass wir in einer hohen Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland bleiben, wenn Russland ein völkerrechtlich derart kritischer Partner ist“, sagte er am Dienstag im RBB-Inforadio. Falls Russland in die Ukraine einmarschiere, müsse klar sein, dass die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 nicht ans Netz gehen könne.
„Ich glaube, dass wir generell in Europa darüber nachdenken müssen, wie weit wir uns von einzelnen Gasquellen abhängig machen“, sagte Hardt weiter. „Ich kann mir schon vorstellen, dass wir uns stärker diversifizieren, damit wir nicht politisch erpressbar werden. Das hängt natürlich davon ab, wie sich Russland in den nächsten Wochen verhält.“
In der Frage weiterer Sanktionen gegen Russland sprach sich Hardt gegen den Vorschlag aus, das Land aus dem internationalen Zahlungssystem Swift auszuschließen. Auch Deutschland müsse schließlich seine russischen Gasrechnungen bezahlen, argumentiert er.
Außerdem könnte die Welt durch einen solchen Schritt künstlich in zwei Finanzwelten gespalten werden: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in Peking einen solchen Schritt ausgesprochen begrüßen würde, weil man selbstverständlich Russland anbieten würde, auf der Basis chinesischer Finanzmacht ein entsprechendes Zahlungssystem zu entwickeln“, sagte Hardt.
Vor dem Hintergrund des Konflikts mit Russland kam Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Vormittag in Moskau mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow zusammen. Am Montag hatte Baerbock in Kiew ihren ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba sowie Präsident Wolodymyr Selenskyj getroffen.