Gartenparty, Weihnachtsessen, Abschiedsfeier: Die Liste der Partys ist lang, mit denen der britische Regierungschef Boris Johnson und seine Minister und Mitarbeiter gegen Corona-Auflagen verstoßen haben sollen. Eine Chronologie:
5. April 2020
Nachdem er Ende März positiv auf das Coronavirus getestet wurde, wird Johnson für mehrere Tage auf die Intensivstation verlegt. Seine schwere Erkrankung inmitten der ersten Corona-Welle versetzt Großbritannien in einen Schockzustand.
15. Mai 2020
Ein in der Presse veröffentlichtes Foto zeigt den Premierminister und seine heutige Frau Carrie mit etwa 20 Mitarbeitern, wie sie im Mai 2020 im Garten von Downing Street Wein trinken und Käse essen. Im damaligen strengen Lockdown sind solche Zusammenkünfte – auch im Freien – verboten.
20. Mai 2020
Johnsons Büroleiter Martin Reynolds lädt in einer Mail etwa hundert Mitarbeiter auf einen „Umtrunk mit Abstand“ in den Garten des Amtssitzes ein, um „das schöne Wetter zu nutzen“. Rund 40 Menschen folgen der Einladung zum Picknick, unter ihnen auch der Premier und seine damalige Verlobte.
19. Juni 2020
Zum Geburtstag des Premierministers organisiert seine heutige Ehefrau laut einem Bericht eine Überraschungsparty. Laut dem Sender ITV kommen bis zu 30 Mitarbeiter Johnsons, aber auch mindestens ein externer Gast. Am Abend gibt es dem Sender zufolge eine weitere Feier mit Freunden.
13. November 2020
Johnson feiert mit Mitarbeitern Medienberichten zufolge eine Party in seiner Dienstwohnung. „Die Regeln wurden zu jeder Zeit eingehalten“, beteuert der Premier später. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Großbritannien im zweiten Lockdown, Versammlungen in geschlossenen Räumen sind verboten.
27. November 2020
Anlässlich der Verabschiedung einer Mitarbeiterin findet Berichten zufolge in der Downing Street ein Umtrunk statt, bei dem Johnson eine Rede hält. Nach Informationen der Zeitung „The Daily Mirror“ stehen dabei bis zu 50 Menschen dicht gedrängt in einem Raum.
10. Dezember 2020
Wie das Bildungsministerium später bestätigt, treffen sich etwa 20 Menschen für eine Weihnachtsfeier mit „Drinks und Häppchen“ im Ministeriumsgebäude. Zu diesem Zeitpunkt gelten Beschränkungen, die Treffen von Mitgliedern verschiedener Haushalte in geschlossenen Räumen verbieten.
11. Dezember 2020
Über die Hintertür wird ein Kühlschrank an Johnsons Residenz in der Downing Street geliefert, um die Getränke für allwöchentliche Feierabend-Umtrunke zu lagern. Laut der Zeitung „Daily Mirror“ wurde die unter Johnson eingeführte Tradition der freitäglichen „Weinzeit“ trotz Pandemie munter fortgesetzt. Der Premier soll regelmäßiger Gast gewesen sein.
14. Dezember 2020
Ein in der „Times“ veröffentlichtes Foto zeigt eine Reihe Konservativer in der Parteizentrale bei einer Feier mit Buffet und Drinks. Das Team des damaligen Londoner Bürgermeisterkandidaten Shaun Bailey hat die Party organisiert. Bailey legt daraufhin sein Amt als Ausschussvorsitzender im Londoner Stadtparlament nieder.
15. Dezember 2020
Auf einem Foto in der Zeitung „Sunday Mirror“ ist der Regierungschef zwischen zwei Mitarbeitern sitzend zu sehen, wie er per Video an einem Weihnachtsquiz teilnimmt. Laut Johnson handelt es sich um ein Arbeitstreffen.
18. Dezember 2020
Die Zeitung „Daily Mirror“ berichtet von einer weiteren Party in der Downing Street, die Regierung dementiert. Ein Video, das ITV News zugespielt wurde, zeigt jedoch Johnsons damalige Sprecherin Allegra Stratton, wie sie bei einer Probe für eine Pressekonferenz über die Feier witzelt. Stratton tritt daraufhin zurück.
16. April 2021
Am Vorabend der Beisetzung von Prinz Philip, dem Ehemann der Queen, finden feuchtfröhliche Abschiedsfeiern in der Downing Street für zwei Regierungsmitarbeiter statt. Die Party geht laut „Daily Telegraph“ bis in die Morgenstunden, Alkohol wird in einem Koffer in die Downing Street geschmuggelt. Johnson nimmt offenbar nicht teil. Seine Regierung entschuldigt sich später bei der Queen.
25. Januar 2022
Die Londoner Polizei leitet Ermittlungen wegen Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns ein. Die Polizei ermittele zu „einer Reihe von Veranstaltungen“, heißt es.
31. Januar 2022
Die Spitzenbeamtin Sue Gray übergibt eine „Version“ ihres Untersuchungsberichts zu den Lockdown-Partys an Johnson. Die Polizei hatte Gray angewiesen, den Bericht nicht in vollem Umfang zu veröffentlichen, um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen.