Vor der nächsten Bund-Länder-Runde zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie mehren sich die Forderungen nach einer Lockerung der Quarantäne-Regeln bei Infektionen mit der Omikron-Variante. „Omikron ist anders als frühere Varianten – darum müssen auch die Quarantäne-Regeln angepasst werden“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Union, Tino Sorge (CDU), der Zeitung „Die Welt“ (Montagsausgabe).
„Wir erwarten eine neue Dynamik mit sehr vielen, aber eben auch vielen milden Corona-Infektionen“, führte der CDU-Politiker aus. In einer solchen Situation müsse verhindert werden, dass massive Personalausfälle die Wirtschaft und die kritischen Infrastrukturen lahmlegen.
„Darum wäre es sinnvoll, die Quarantäne für bestimmte Kontaktpersonen zu verkürzen“, sagte Sorge. Dies könne durch engmaschige Tests flankiert werden. „Großbritannien, Spanien und die USA wagen diesen Schritt bereits“, hob Sorge hervor. „Deutschland sollte es auch tun.“
Die SPD zeigte sich offen. „Omikron könnte eine Art Game Changer werden“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt der „Welt“. „Zumindest in die Quarantäne-Dauer könnte Bewegung kommen.“
Auch AfD-Fraktionschef Tino Chrupalla verlangte eine Lockerung der Quarantäneregeln. „Sie darf aber nicht an Impfung oder Booster geknüpft werden“, sagte er der „Welt“.
Deutschlands Nachbarland Frankreich hatte am Sonntag eine Lockerung und Vereinheitlichung der Quarantäne-Regeln für gegen Corona Geimpfte angekündigt. Demnach müssen sich vollständig geimpfte Corona-Infizierte ab Montag unabhängig von der Variante in der Regel für sieben und nicht mehr zehn Tage isolieren und können sich bereits nach fünf Tagen frei testen.
Am kommenden Freitag treffen sich die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzler Olaf Scholz (SPD), um über das weitere Vorgehen zu beraten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte im Gespräch mit den Sendern RTL und ntv an, bei dem Treffen werde es „auf jeden Fall neue Beschlüsse geben, weil wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir die Quarantäne-Verordnung verändern“. Vor allem sei zu klären, wie die Quarantäne bei Menschen gehandhabt werde, die in der kritischen Infrastruktur, also etwa in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern, arbeiteten.
Zugleich müssen Bund und Länder laut Lauterbach aber auch über Kontaktbeschränkungen sprechen. Eine Durchseuchung könne Deutschland sich aufgrund der hohen Zahl an Ungeimpften „nicht leisten“, sagte der SPD-Politiker auf RTL/ntv. Durch die Omikron-Variante würden die Corona-Neuinfektionen stark zunehmen und viele Ungeimpfte treffen. „Daher mache ich mir da große Sorgen“, betonte der Gesundheitsminister.