An Friedrich Merz scheiden sich die Geister. Der CDU-Politiker, der am Samstag auf dem Parteitag zum neuen Vorsitzenden gewählt werden soll, hat in seiner Karriere immer wieder polarisiert. Beinahe lustvoll lieferte er seinen Kritikern über die Jahre hinweg regelmäßig Anlass, sich über ihn zu ärgern – auch denen in der eigenen Partei. Seinem Ansehen an der Parteibasis schadeten die Kontroversen aber nicht. Den Mitgliederentscheid gewann er im Dezember mit großem Abstand.
Merz, der Millionenverdiener
Im Jahr 2009 zog sich Merz im Streit mit Kanzlerin Angela Merkel aus der Politik zurück – und machte in der Wirtschaft ein Vermögen. Vor drei Jahren gab er sein Jahreseinkommen mit etwa einer Million Euro an. Er war Aufsichtsratschef der deutschen Abteilung der Fondsgesellschaft Blackrock, weitere Posten kamen hinzu. Merz‘ politische Kontakte machten ihn zum gefragten Lobbyisten. Für Verwunderung sorgte vor einigen Jahren, dass er sich in einem Interview als Angehöriger der „gehobenen Mittelschicht“ bezeichnete – ein Understatement. Seinen Posten bei Blackrock und andere Wirtschaftsmandate legte Merz 2020 nieder.
Merz, der Ehrgeizige
An Merz‘ Ehrgeiz zweifelt niemand – Zweifel kamen in der Vergangenheit aber immer wieder an seiner Loyalität zur CDU auf. Dies war so, als er vor einem Jahr nach seiner Niederlage gegen Armin Laschet bei der Vorsitzendenwahl ein Parteiamt im CDU-Präsidium ablehnte – sich dann aber selbst für den Posten des Wirtschaftsministers anbot. Dies war auch so, als Merz immer wieder mit Sticheleien gegen Kanzlerin Merkel für Aufmerksamkeit sorgte. Gegner unterstellten ihm, sich auf Kosten der Partei zu profilieren: Etwa, als er 2019 das Erscheinungsbild der CDU-geführten Bundesregierung als „einfach grottenschlecht“ kritisierte. Im Bundestagswahlkampf arbeitete Merz dann aber loyal im Team des Kanzlerkandidaten Laschet mit.
Merz, der Konservative
Für welches Gesellschaftsbild steht Friedrich Merz? Seine Anhänger sehen in ihm einen Bannerträger konservativer Werte, für seine Kritiker ist er einfach aus der Zeit gefallen. Immer wieder polarisierte er mit umstrittenen Sprüchen – etwa, als er auf die Frage nach Vorbehalten gegen einen schwulen Bundeskanzler eine Verbindung zwischen Homosexualität und Pädophilie herstellte. Empörung auch in der CDU war die Folge, Merz entschuldigte sich. Zuletzt bemühte sich Merz dann aber auffällig oft hervorzuheben, dass er als Vorsitzender die ganze politische Bandbreite der Volkspartei CDU und nicht nur den konservativen Flügel vertreten wolle.
Merz, der Dauerkandidat
Zum dritten Mal in drei Jahren suchte die CDU vergangenes Jahr einen neuen Chef, und zum dritten Mal bot Merz sich an – diesmal trug ihn seine Beliebtheit an der Basis zum Sieg. Mit seinen vorangegangenen Kandidaturen hatte Merz immer wieder die CDU-Bundeszentrale in Berlin vergrätzt, stilisierte er sich doch als Fürsprecher der Basis gegen eine nach links gerückte Parteispitze. Erst vor einem Jahr warf Merz „Teilen des Partei-Establishments“ öffentlich vor, „verhindern zu wollen, dass ich Parteivorsitzender werde“.
Was sagen die Demoskopen?
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa dokumentierte das ambivalente Image von Merz: In Teilen der CDU gelte er als „Hoffnungsträger“, in Teilen der Wählerschaft – vor allem bei den Jüngeren und den Frauen – verfüge er aber über einen „ausgeprägten Vertrauensmalus“. Forsa-Chef Manfred Güllner resümierte: „Mit einem Vorsitzenden Merz wird das Bild der CDU nicht – wie von manchen gewünscht – jünger und weiblicher, sondern älter und männlicher.“