Getrieben durch hohe Kosten für Energie und industrielle Vorprodukte haben sich die Verbraucherpreise in Deutschland auch im Januar weiter deutlich verteuert. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, erhöhten sie sich im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um voraussichtlich 4,9 Prozent. Der anhaltende Inflationsdruck verschärft die Debatte um Entlastungen durch eine Reduzierung der EEG-Umlage, Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprach sich am Montag für eine „schnellstmögliche Absenkung“ aus.
Die Teuerungsrate gibt an, wie sich für Verbraucher wichtige Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat entwickelt haben. Gegenüber dem Vormonat Dezember, in dem die Teuerungsrate mit 5,3 Prozent gegenüber Dezember 2020 den höchsten Stand seit beinahe 30 Jahren erreicht hatte, stiegen die Verbraucherpreise im Januar nach Angaben des Bundesamts um 0,4 Prozent.
Zugleich fielen im Januar des neuen Jahres erstmals bestimmte sogenannte statistische Basiseffekte in Folge der Corona-Krise weg. Diese Effekte, zu denen 2020 vor allem eine Mehrwertsteuersenkung im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie gehörte, verzerrten die monatlichen Inflationsraten 2021 nach oben. Ab Januar stellt sich nun entsprechend ein dämpfender Gegeneffekt ein. Der allerdings sei „weitgehend verpufft“, erklärte der Konjunkturexperte Nils Jannsen vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW Kiel) am Montag in einer Reaktion auf die neuen Zahlen. Sofern die Rohstoffpreise nicht schnell sänken und die globalen Lieferengpässe zügig gelöst würden, dürfte der Anstieg der Verbraucherpreise für das Gesamtjahr 2022 wohl erneut bei mehr als drei Prozent liegen.
Im Vorjahr war die Jahres-Teuerungsrate bereits auf 3,1 Prozent gestiegen. Eine Inflationsrate in diesem Bereich ist auch deshalb problematisch, weil sie deutlich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent liegt. Eine anhaltende Inflation gilt als riskant, weil sie eine Preisspirale in Gang setzen kann, die zu einer sich immer weiter verschärfenden Teuerungsrate führt.
Nach Angaben des Bundesamts in Wiesbaden machen sich weiterhin vor allem hohe Energiepreise sowie die Folgen von Lieferengpässen in vielen Wirtschaftsbereichen bemerkbar. Diese führten zu deutlichen Preissteigerungen für Unternehmen beim Einkauf von Ausgangsstoffen.
Demnach lag die Teuerungsrate bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 20,5 Prozent, Waren verteuerten sich um 7,2 Prozent. Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich den vorläufigen Berechnungen zufolge um fünf Prozent. Die Inflation bei den Wohnungsmieten wurde mit 1,4 Prozent angegeben.
Vor allem die hohe Teuerungsrate bei Energie ist wegen der direkten Auswirkung auf private Haushalte und Unternehmen politisch brisant. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprach sich vor diesem Hintergrund am Montag im ARD-„Morgenmagazin“ für eine möglichst schnelle Senkung der EEG-Umlage aus. Der Schritt könne „wenn es nach mir geht, schon in ganz wenigen Wochen“ erfolgen, sagte er.
Die Umlage wird in Deutschland seit 2000 erhoben, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu finanzieren. Die genaue Höhe verändert sich jedes Jahr, sie wird prinzipiell von allen Verbrauchern über ihre Stromrechnung getragen und erhöht deren Energiekosten. In Deutschland steht die Idee einer Senkung oder Abschaffung im Zentrum der Debatte um staatliche Maßnahmen gegen die Inflation.
Der Linken-Finanzexperte Christian Görke forderte am Montag von der Regierung weitere Entlastungen über die Streichung der EEG-Umlage hinaus. Er brachte eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie für ein halbes Jahr ins Gespräch. „Die Leute brauchen nicht nur Strom, sie müssen auch heizen und tanken“, erklärte der finanzpolitische Sprecher der Linken-Bundestagsfraktion. Eine Mehrwertsteuersenkung für Energie würde da „sofort für Entlastung im Geldbeutel sorgen“.