Mit seinen Grimassen und Körperverrenkungen hat Jim Carrey Millionen Menschen zum Lachen gebracht. Doch hinter dem überbordenden Humor des Komikers und Schauspielers steckt eine dunkle Seite. Sein Comedy-Talent komme von der „Verzweiflung“, sagte Carrey einmal: Als Kind habe er versucht, mit Slapstick-Darbietungen seine kranke Mutter aufzuheitern.
Vielleicht hat der US-kanadische Darsteller deswegen nicht nur mit Komödien wie „Dumm und Dümmer“, „Die Maske“ und „Bruce Allmächtig“ so große Erfolge gefeiert, sondern auch mit ernsthaften, nachdenklichen Rollen wie in „Die Truman Show“ überzeugt. Am Montag wird Carrey 60 Jahre alt.
Geboren wurde der Schauspieler im kanadischen Newmarket nahe Toronto, sein Vater war Saxofonist und Buchhalter, seine Mutter Hausfrau. Schon als Kind zeigte sich sein Unterhaltungstalent, vor dem Spiegel übte er eifrig die Grimassen, für die er eines Tages berühmt werden sollte.
Sein Publikum war unter anderem seine Mutter. „Sie lag im Bett und nahm viele Schmerztabletten“, sagte Carrey 2004 dem Fernsehsender CBS. „Ich wollte, dass es ihr besser geht. Also bin ich zu ihr gekommen, habe Heuschrecken nachgeahmt, seltsame Sachen gemacht, mich an die Wand geworfen und mich die Treppe heruntergestürzt.“
Ohnehin wuchs Carrey in schwierigen Verhältnissen auf. Seine Familie rutschte in die Armut ab und war zwischenzeitlich obdachlos, er selbst schob Schichtdienst in einer Fabrik, um Geld nach Hause zu bringen. „Ich habe eine ganze Menge eingesteckt in meinem Leben“, sagte Carrey 2006 dem „Spiegel“. „Aber heute nutze ich all diese Höllen, in denen ich saß, für meine Rollen. Ich könnte heute niemals komisch sein, hätte ich nicht schon Dutzende Male emotional in der Gosse gelegen.“
Mit nur 15 Jahren gab Carrey in einem Club in Toronto sein Standup-Comedy-Debüt, in den folgenden Jahren konnte er sich dann als Comedian und Imitator etablieren und auch Rollen in Fernsehfilmen und Serien ergattern. Er siedelte schließlich nach Los Angeles über und wurde einem größeren Publikum mit der zwischen 1990 und 1994 ausgestrahlten Sketch-Comedy-Serie „In Living Color“ bekannt.
1994 gelang ihm dann der große Durchbruch: Mit den Komödien „Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv“, „Dumm und Dümmer“ und „Die Maske“ feierte er gleich drei Leinwanderfolge binnen eines Jahres. Carrey spielte ausgeflippte Charaktere, schnitt wilde Fratzen, verrenkte seinen Körper – und begeisterte so ein Millionenpublikum.
Er wurde damit zum erfolgreichsten Komiker Hollywoods und zum Großverdiener in der Branche: Nach seiner Rolle als Bösewicht Riddler in der grellbunten Batman-Verfilmung „Batman Forever“ bekam er für die Komödie „Cable Guy – Die Nervensäge“ eine Gage von 20 Millionen Dollar, so viel wie noch kein Comedy-Darsteller vor ihm.
Nach „Der Dummschwätzer“ wechselte der Schauspieler dann schlagartig das Register – und wandte sich ernsthaften Darbietungen zu. 1998 verkörperte Carrey in der bewegenden Tragikomödie „Die Truman Show“ einen Versicherungsvertreter, der plötzlich herausfindet, dass er ohne sein Wissen Hauptdarsteller einer Reality-Fernsehserie ist. Der Film von Regisseur Peter Weir brachte Carrey seinen ersten Golden Globe als bester Hauptdarsteller ein.
Für seine Verkörperung des Komikers Andy Kaufman in „Der Mondmann“ gewann Carrey ein Jahr später seinen zweiten Golden Globe. Oscar-Ehren aber blieben ihm verwehrt, nicht einmal für eine Nominierung reichte es.
Mit „Der Grinch“ und „Bruce Allmächtig“ hatte Carrey noch zwei große Kassenschlager, dann wurde es stiller um ihn. Der zwei Mal geschiedene Schauspieler kämpfte mit Depressionen, über die er immer wieder offen sprach. Für Schlagzeilen sorgte außerdem der Suizid seiner Ex-Freundin Cathriona White im Jahr 2015. In der Folge wurde Carrey von Whites Familie verklagt; das Zivilverfahren wurde aber eingestellt.
In den vergangenen Jahren war Carrey unter anderem in der Fernsehserie „Kidding“ zu sehen, vor der US-Präsidentschaftswahl 2020 persiflierte er dann in der legendären Comedy-Sendung „Saturday Night Live“ den späteren Wahlsieger Joe Biden. Sein neuester Film „Sonic the Hedgehog 2“ soll im April in die Kinos kommen.