Mit 66 endlich am Ziel – Friedrich Merz ist neuer CDU-Chef

Friedrich Merz - Bild: CDU/Tobias Koch
Friedrich Merz - Bild: CDU/Tobias Koch

Friedrich Merz hat sein großes Ziel erreicht: Im dritten Anlauf ist er zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt worden. Ohne Gegenkandidaten gaben ihm rund 95 Prozent der Parteitagsdelegierten ihre Unterstützung, am entsprechenden Ausgang der formal notwendigen Briefwahl, der am Montag verkündet wird, besteht keinerlei Zweifel. Am vergangenen Donnerstag entschied Merz zudem den Konkurrenzkampf mit Ralph Brinkhaus um den Unionsfraktionsvorsitz, den er nunmehr Mitte Februar übernehmen soll.

Den Rückenwind kann der 66-Jährige gut gebrauchen: Vor ihm liegt die große Aufgabe, die CDU nach dem Verlust des Kanzleramts nach 16 Jahren wieder aufzurichten und neu aufzustellen. In seiner Parteitagsrede am Samstag vor einer Woche machte Merz gleich deutlich, was ihm wichtig ist: Die CDU müsse den Anspruch an sich selbst haben, „die Regierung von morgen sein zu können“. Zugleich mahnte er einen fairen internen Umgang miteinander an.

Dass ihn die CDU-Mitglieder und eigentlich auch die Gesamtbevölkerung am liebsten als Parteichef hätten, davon war Merz schon bei seinen vorherigen Vorsitzbewerbungen überzeugt. 2020 sprach er gar von einer Intrige des „CDU-Establishments“ gegen ihn, obwohl er doch in Umfragen so weit vorn liege. Als Armin Laschet anschließend die Vorsitzwahl gewann, empfahl sich Merz unbeirrt – und erfolglos – als Bundeswirtschaftsminister.

Es sind Aktionen wie diese, die Kritiker in ihrem Bild von Merz bestärken: immer auf den eigenen Vorteil bedacht, nur den Sieg im Sinn, grenzenlos von sich überzeugt. Merz‘ Unterstützer sehen in ihm dagegen einen selbstbewussten Charakterkopf, der sich traut, auch mal anzuecken.

Das Spiel mit provokanten Äußerungen kennt der Sauerländer gut. So sorgte er 2020 mit der These für Aufsehen, viele Deutsche könnten sich in der Corona-Krise an ein „Leben ohne Arbeit“ gewöhnen. Auch rückte er Homosexualität in die Nähe von Pädophilie.

In seiner langen politischen Karriere hat der Jurist den Umgang mit der Kontroverse umfassend gelernt. 1989 bis 1994 saß er im Europaparlament, danach im Bundestag. Ab 2000 war er Vorsitzender der Unionsfraktion, bis ihn die damalige CDU-Vorsitzende Merkel 2002 von dem Posten verdrängte. Fortan lagen beide im Clinch; 2009 zog sich der Sauerländer ernüchtert aus der aktiven Politik zurück.

Der Vater von drei Kindern konzentrierte sich auf seine einträgliche Arbeit als Anwalt einer internationalen Wirtschaftskanzlei in Düsseldorf. Auch nahm er diverse Aufsichtsratsmandate wahr. Auf die Frage, ob er Millionär sei, antwortete Merz einmal: „Ich liege jedenfalls nicht darunter.“

Bei allem Eigensinn gilt Merz als einer der profiliertesten Unionspolitiker. Mit spitzer Rhetorik sowie ausgeprägt wirtschaftsliberaler und gesellschaftlich konservativen Haltung spricht er all jene an, denen die CDU inhaltlich zu beliebig geworden ist unter Merkel und ihrer Nachfolgerin im Parteivorsitz, Annegret Kramp-Karrenbauer, gegen die Merz 2018 verlor. Zuletzt konnte er im Kontrast zu Laschet, der sich im Wahlkampf kaum auf klare Positionen festlegte, noch einmal an Kontur gewinnen.

Nun muss Merz für die von der Wahlniederlage schwer gezeichnete CDU liefern. Volle Zustimmung bei vielen Mitgliedern dürfte seine Ankündigung vom Parteitag finden, er wolle „nicht einfach dem Zeitgeist hinterherlaufen“, sondern bürgerliche Werte verteidigen. Auch eine erste Attacke auf die Bundesregierung bot Merz in seiner Rede. Dazu wird ihm sein künftiger Job als Oppositionsführer noch reichlich Gelegenheit bieten.

Wie all das in der Bevölkerung ankommt, wird sich schon bald zeigen – bis Mitte Mai stehen Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Merz‘ Heimat Nordrhein-Westfalen an. Das Abschneiden der CDU wird mit darüber entscheiden, ob Merz länger Parteichef bleibt als seine beiden unmittelbaren Vorgänger.

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