Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat davor gewarnt, Menschen mit geringem Einkommen in Deutschland gegeneinander auszuspielen. „Natürlich muss Landwirtschaft sozial gerecht sein, aber sie ersetzt doch keine Sozialpolitik“, sagte er am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Soziale Gerechtigkeit wird in allen Ressorts gemeinsam erzeugt“, fuhr Özdemir fort und verwies auf Themen wie bezahlbare Mieten und den Mindestlohn. Die einen Armen dürften nicht gegen die anderen Armen „ausgespielt werden“.
Fleisch dürfe kein Luxusprodukt sein, sagte Özdemir weiter. Zur Debatte über Gerechtigkeit gehöre aber auch dazu, dass Landwirte und die Beschäftigten in dem Sektor von ihrer Arbeit leben könnten. Soziale Gerechtigkeit dürfe nicht immer nur dann entdeckt werden, „wenn es ums Fleisch geht“.
Zugleich kritisierte der Landwirtschaftsminister die Entwicklung bei den Fleischpreisen. Ein Kilogramm Schweinehack koste Verbraucher im Durchschnitt aller Supermärkte derzeit 6,49 Euro, beim Discounter seien es 4,97 Euro und ein aktuelles Angebot betrage 3,38 Euro. „Das geht nur mit großen Tierfabriken“, warnte Özdemir und das lasse sich auch auf anderer Bereiche wie den Brotpreis übertragen. Dann gebe es „keine Bäckerei mehr im Dorf“ und „skandalöse Arbeitsbedingungen“ im Agrarsektor. „Wollen wir das wirklich?“, sagte Özdemir.
Derzeit herrsche ein System vor, das auf „wachse oder weiche“ ausgerichtet sei. Özdemir präsentiert am Freitag im Bundestag seine Vorhaben als Minister und stellt sich der Debatte darüber.