Ein Gericht hat die entmachtete De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Myanmar zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Wie die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus mit dem Fall vertrauten Kreisen erfuhr, wurde die 76-Jährige in zwei Fällen des illegalen Imports und Besitzes von Walkie-Talkies und in einem Fall des Verstoßes gegen Corona-Vorschriften für schuldig befunden.
Das Sondergericht in der Hauptstadt Naypyidaw hatte die Urteile gegen die Friedensnobelpreisträgerin bereits mehrfach verschoben. Suu Kyi war Anfang Dezember wegen Anstiftung zum Aufruhr gegen das Militär sowie Verstößen gegen Corona-Auflagen bereits einmal zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Die Militärjunta verkürzte die Haftstrafen kurz darauf auf zwei Jahre.
Suu Kyi war im Februar 2021 nach einem Putsch abgesetzt worden, die nun regierende Militärjunta überzog sie mit einer Reihe von Anschuldigungen. Neben den am Montag verhandelten Fällen ist sie auch wegen Korruption – die jeweils mit 15 Jahren Gefängnis bestraft werden kann – und wegen Verletzung des Gesetzes über Amtsgeheimnisse angeklagt. Die Justiz wirft ihr zudem Wahlbetrug vor. Ihr droht jahrzehntelange Haft.
Informationen über den Gesundheitszustand der 76-Jährigen sowie den Fortgang der Prozesse fließen nur spärlich. Journalisten wurde die Teilnahme an den Gerichtsanhörungen untersagt, und Suu Kyis Anwälte wurden daran gehindert, mit den Medien zu sprechen. Suu Kyi wird an einem geheimen Ort festgehalten und ist nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten.