Ein Jahr nach der Erstürmung des Kapitols in Washington durch Anhänger des damals frisch abgewählten Präsidenten Donald Trump steht es nach Auffassung vieler US-Bürger nicht gut um die Demokratie im Land. In einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Senders CBS News sagten zwei Drittel der Befragten, die US-Demokratie sei „bedroht“. Den Sturm auf das Kapitol halten sie demnach für ein „Zeichen zunehmender politischer Gewalt“.
Laut einer weiteren Umfrage der „Washington Post“ in Zusammenarbeit mit der Universität von Maryland hat zudem der Stolz der US-Bürger auf ihr demokratisches System stark abgenommen. Nur noch 54 Prozent der Befragten gaben an, stolz auf die US-Demokratie zu sein. 2002 waren es noch 90 Prozent.
Weitere Ergebnisse der beiden Umfragen liefern konkreten Anlass zur Sorge: Gegenüber CBS News gaben 28 Prozent der Befragten an, dass der Einsatz von Gewalt zur Verteidigung des Wahlergebnisses nötig sein kann. Der „Washington Post“ sagten 34 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass Gewalt gegen die Regierung manchmal gerechtfertigt sei.
Erneut zeigte sich auch die tiefe Spaltung der US-Gesellschaft. So glauben zwei Drittel der Trump-Wähler weiterhin, dass der heutige Präsident Joe Biden nicht rechtmäßig gewählt wurde und dass es bei der Wahl 2020 Betrug gab. Trump selbst hält an dieser Darstellung hartnäckig fest, ohne bislang jegliche Beweise dafür geliefert zu haben.
Rund 60 Prozent der US-Bürger – größtenteils Bidens Wählerschaft – gehen hingegen davon aus, dass Trump mit eben jenem Verhalten seine Unterstützer zum Sturm auf das Kapitol angestachelt hat und für die Gewalt am 6. Januar 2021 verantwortlich ist. 83 Prozent der Trump-Wähler widersprechen dem in der Umfrage für die „Washington Post“ und rund 26 Prozent aller Wähler befürworten demnach eine erneute Kandidatur des Ex-Präsidenten im Jahr 2024.