Der Berater von Papst Franziskus in Missbrauchsfragen, Hans Zollner, hat Widerstände in der katholischen Kirche gegen die Aufklärung von sexuellem Missbrauch kritisiert. Die Veröffentlichung des Gutachtens zum Missbrauch und seiner Vertuschung in der Erzdiözese München-Freising zeige, „dass Aufklärung und Aufarbeitung in der Kirche weiterhin großen Widerständen begegnen“, sagte Zollner der „Welt am Sonntag“.
Die Übernahme von persönlicher Verantwortung sei offensichtlich sehr schwer, ergänzte Zollner. Das habe mit der „Überidentifizierung mit der Institution“ und mit einem „einseitigen Kirchenbild“ zu tun – als ob „alles nach außen hin makellos sein müsste“. Zollner sagte, das betreffe „auch die Rolle des vormaligen Erzbischofs, Kardinal Ratzinger, heute der emeritierte Papst Benedikt XVI“.
Am Donnerstag war ein Gutachten veröffentlicht worden, in dem schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst im Umgang mit Missbrauchsfällen erhoben werden. Der Jesuit Zollner ist Mitglied der Kinderschutzkommission im Vatikan und leitet das Zentrum für den Schutz von Minderjährigen an der Päpstlichen Universität Gregoriana.