Angesichts des Milliarden-Defizits in der Pflegeversicherung fordert der Sozialverband VdK Deutschland die Bundesregierung dringend zum Handeln auf. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ), man könne dem neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) leider keine 100 Tage Einarbeitungszeit geben, „um sich erst dann den Baustellen in der Pflege zu widmen“.
Bentele drängte auf eine grundlegende Finanzierungsreform mit einer Zusammenlegung der bisherigen zwei Systeme. „Es geht nicht, dass wir uns zwei parallele Versicherungssysteme leisten – die gesetzliche und die private Pflegeversicherung“, sagte sie. Es könne auch nicht sein, „dass die Pflegeversicherung Leistungen bezahlt, die originär aus Steuern zu finanzieren sind, wie die Rentenzahlung für pflegende Angehörige“.
Die VdK-Präsidentin forderte zudem weitere Verbesserungen in der Pflege, gerade für die pflegenden Angehörigen und die zu Hause gepflegten Menschen. „Wenn jetzt die häusliche Pflege nicht gefördert und geschützt wird, dann kann es für die Pflegeversicherung noch sehr viel teurer werden. Hier wurden die Prioritäten in den vergangenen Regierungsjahren völlig falsch gesetzt“, so Bentele.
Die VdK-Präsidentin reagierte damit auf die Warnung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen vor einer Beitragserhöhung schon im ersten Halbjahr 2022. Demnach könnte eine Anhebung um 0,3 Prozentpunkte notwendig werden, um die Finanzierung der Pflegeversicherung sicherzustellen. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, lagen die Gesamtausgaben der Pflegeversicherung im vergangenen Jahr um knapp zwei Milliarden Euro höher als die Einnahmen.