In Deutschland sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Obdachlosenhilfe (BAGW) mindestens 16 Obdachlose getötet worden. Der Verband dokumentierte zudem 142 weitere Gewaltfälle, bei denen 169 Menschen ohne Wohnung verletzt wurden, wie die Zeitung „Die Welt“ (Montagsausgabe) berichtete. In beiden Statistiken – basierend auf einer Presseauswertung – geht die BAGW von deutlich höheren Dunkelziffern aus.
„Gewalt gegen Obdachlose ist ein Dauerbrenner. Seit Beginn unserer Dokumentation im Jahr 1989 sind die schweren und tödlichen Gewaltfälle auf einem hohen Niveau“, sagte BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke der „Welt“. „Solange Menschen gezwungen sind oder sich gezwungen sehen, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten, und solange diese Menschen stigmatisiert und diskriminiert werden, werden sie leicht zum Opfer.“
Die Presseauswertung umfasst laut Bericht auch 74 Gewaltfälle unter Wohnungslosen. Zu den Hintergründen ist dort etwa vermerkt: Streit unter Bekannten, Streit über die Aufteilung des Zimmers, Streit um einen trockenen Schlafplatz, Streit über geklaute Pfandflaschen, Geldschulden, Raub.
„Die wohnungslosen Täter sind selbst für ihr Handeln verantwortlich. Dennoch ist es wichtig zu analysieren, welche Umstände in der Lebenssituation oder der Unterbringung zu einer geringen Toleranzschwelle führen“, sagte Rosenke der Zeitung.