Es ist ein kleines Wunder in der Tierwelt: Ohne Befruchtung durch ein Männchen hat ein Waranweibchen in einem südfranzösischen Zoo drei Jungtiere zur Welt gebracht. Hintergrund ist ein äußerst seltenes genetisches Phänomen, die sogenannte Parthenogenese. Bei dieser eingeschlechtlichen Fortpflanzung entstehen Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen.
Das Waranweibchen Shy sei noch nie einem Männchen begegnet, hieß es aus dem Zoo von Padirac. Dennoch schlüpften aus drei Eiern, die Shy im August legte, am vergangenen Sonntag und Montag drei kleine Warane.
Sollte die Parthenogenese bei der 13-jährigen Shy wissenschaftlich bestätigt werden, wäre dies der weltweit erste nachgewiesene Fall der eingeschlechtlichen Fortpflanzung bei der Unterart der malaysischen Warane. Bei anderen Reptilien wie dem Komodowaran sei das Phänomen aber bereits beobachtet worden, sagte Zoo-Chef Raphaël Da Fonseca. Auch bei Fischen wurden bereits Parthenogenese-Fälle nachgewiesen, nicht aber bei Säugetieren.
Da Fonseca war nach eigenen Angaben stutzig geworden, als Shy am 10. August drei Eier legte, die anders aussahen als jene Eier, die das Waranweibchen bis dahin gelegt hatte. Deshalb habe er kurzerhand beschlossen, die Eier in einen Inkubator zu legen.
Den etwa 30 Zentimeter langen Neugeborenen geht es nach Angaben des Zoos gut. Ob es sich um Männchen oder um Weibchen handele, sei noch nicht ganz klar, sagte Da Fonseca. Jedoch liege die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nach einer Parthenogenese bei dieser Art um Männchen handele, bei fast hundert Prozent.
Warane gehören zu den Schuppenkriechtieren. In Südostasien fallen sie immer wieder Wilderern zum Opfer. Die Weltnaturschutzunion führt sie auf ihrer Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Warane gelten als sehr intelligent. Erwachsene Männchen können bis zu zwei Meter lang werden.