Die Tötung zweier Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in Rheinland-Pfalz hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Am Nachmittag waren die Hintergründe der Tat immer noch unklar, wie ein Sprecher der Polizei Westpfalz in Kaiserslautern am Montag sagte. Noch immer seien „zu viele Fragen offen“, hieß es.
Die Tat ereignete sich laut Polizeiangaben gegen 4.20 Uhr auf der Kreisstraße 22 im Landkreis Kusel. Die 24-jährige Polizistin und ihr 29-jähriger Kollege waren demnach auf einer routinemäßigen Streifenfahrt. Über Funk hätten die beiden noch eine Fahrzeugkontrolle angemeldet. Ebenfalls über Funk hätten sie schließlich gemeldet, dass geschossen werde. Laut Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) wurden sie dann mit „größter Brutalität ermordet“.
Die Polizei fahndete mit Hochdruck nach dem flüchtenden Täter oder den Tätern und sicherte Spuren am Tatort. Die Kreisstraße wurde zwischen den Gemeinden Mayweilerhof und Ulmet voll gesperrt.
Die Polizei bat die Bevölkerung, im Landkreis Kusel keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger ist demnach bewaffnet. Die Beamten dehnten die Fahndungsmaßnahmen zudem auf das benachbarte Saarland aus. Bis zum Nachmittag gingen über 50 Hinweise bei der Polizei ein, wie ein Sprecher sagte.
Bei der getöteten 24-Jährigen handelte es sich nach Angaben des Landesinnenministeriums um eine angehende Polizistin, die als Teil ihrer Ausbildung zur Kommissarin im praktischen Einsatz war. Innenminister Lewentz zeigte sich „sehr erschüttert“. Zu Einzelheiten sowie zum Tatgeschehen könne er sich jedoch erst äußern, wenn gesicherte Informationen vorlägen.
„Die Tat ist entsetzlich“, schrieb die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Onlinedienst Twitter. „Es bestürzt mich sehr, dass zwei junge Menschen im Dienst ihr Leben verloren haben.“ Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen sowie den Kolleginnen und Kollegen der Opfer.
Die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner zeigte sich „schockiert“ über die Tat. „Zwei Polizisten sind erschossen worden, die ihre Arbeit machten. Zwei Beamte, die für unsere Sicherheit da waren, die nun selbst Opfer unfassbarer Gewalt geworden sind“, teilte Klöckner mit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach im Zusammenhang mit der Bluttat von einer „Hinrichtung“. „Unabhängig vom Motiv: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung und zeigt, dass Polizei jeden Tag Leben für unsere Sicherheit riskiert“, erklärte sie. „Wir werden alles tun, um die Täter dingfest zu machen.“
Saarlands Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU) erklärte: „Die saarländische Polizei unterstützt die Dienststellen in Rheinland-Pfalz mit allen Mitteln bei der Aufklärung dieses furchtbaren Verbrechens.“ Als Ausdruck der Trauer und Solidarität würden die Flaggen im Saarland auf Halbmast gesetzt.
„Unabhängig von den Tatmotiven, zu denen man noch nichts sagen kann, ist klar, dass der Schutz unserer Polizistinnen und Polizisten unser aller Anliegen sein muss“, erklärte die neu gewählte Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die Tat als „Angriff auf unseren Rechtsstaat und auf all diejenigen, die ihn tagtäglich mit größtem persönlichem Engagement schützen“. Die Tat könne „sinnloser und abscheulicher“ nicht sein, erklärte er.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich „tief erschüttert und voller Trauer“. „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Liebsten der durch eine Gewalttat im Dienst verstorbenen Kollegen“, erklärte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek.
In Rheinland-Pfalz gab es nach Angaben von Landesinnenminister Lewentz zuletzt am 17. März 2010 einen Mord an einem Polizisten. Damals wurde ein Beamter des Spezialeinsatzkommandos bei einer Hausdurchsuchung von einem Mitglied der Rockerbande „Hells Angels“ erschossen. Der Rocker wurde wegen „irrtümlich angenommener Notwehr“ später freigesprochen.