Der chinesische Dissident und Künstler Ai Weiwei hält den von mehreren westlichen Staaten verkündeten diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele nicht für ein wirksames Mittel des Protests gegen die Regierung in Peking. „Heute bieten viele Länder, darunter die Vereinigten Staaten und europäische Länder, einen diplomatischen Boykott der Nichtteilnahme an. Ich persönlich halte diesen politischen Boykott für sinnlos“, sagte Ai am Donnerstag im ZDF.
China sei „mittlerweile so selbstbewusst, dass es „keine Angst“ vor dem Boykott habe und deswegen auch keine Schwäche zeigen werde, sagte Ai. Der Westen sei „nicht in der Lage“ gewesen, „eine bessere Lösung zu finden, um mit China über wirtschaftliche oder politische Abkommen zu verhandeln. Der Boykott wird damit auf eine oberflächliche Geste reduziert“, kritisierte der international bekannte Künstler.
Mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ging Ai hart ins Gericht. „Aus meiner Sicht verhält sich das IOC genau entgegengesetzt zu dem, was es normalerweise immer behauptet, nämlich: ‚Die Spiele dürften nicht zu einem Werkzeug werden, um politische Ziele zu erreichen'“, sagte der Künstler. Dies sei aber bei den in Peking ausgetragenen Olympischen Winterspielen der Fall.
„Während das Regime sein Volk skrupellos unterdrückt und die Olympischen Spiele zu einem parteiinternen Fest für das Regime macht, hat das IOC das nie kritisiert“, sagte Ai. „Das IOC strebt stets nach höheren Profiten und hat dabei den Geist der Olympischen Spiele verloren.“
Die Olympischen Winterspiele in Peking beginnen am Freitag und dauern bis zum 20. Februar. Die USA und andere westliche Länder wie Großbritannien, Kanada, Australien und Dänemark haben wegen der Menschenrechtslage in China einen diplomatischen Boykott des Sportereignisses angekündigt.