Die Schweizer Großbank Credit Suisse soll Medienberichten zufolge jahrelang korrupte Autokraten und Kriminelle als Kunden akzeptiert haben. Mutmaßliche Kriegsverbrecher, Menschen- oder Drogenhändler hätten bei Credit Suisse Konten eröffnen oder behalten können, auch wenn die Bank Straftaten zumindest bereits vermuten musste, wie die „Süddeutsche Zeitung“ und andere Medien am Sonntag unter Verweis auf ihr zugespielte Kundendaten berichteten. Die Bank wies die Anschuldigungen zurück.
Die Unterlagen umfassen demnach Informationen zu Konten von mehr als 30.000 Kunden der zweitgrößten Bank der Schweiz, darunter etwa ein auf den Philippinen verurteilter Menschenhändler, ein ägyptischer Mörder, korruptionsverdächtige Kardinäle sowie ein 2008 wegen Bestechung verurteilter früherer Siemens-Manager, dessen zwischenzeitliches Millionen-Vermögen mit seinem Gehalt nicht zu erklären sei.
Banken sind gesetzlich zur Überprüfung ihrer Kunden verpflichtet. Große Vermögen ungeklärter Herkunft und Verdachtsfälle auf Straftaten müssen sie melden. Die vorliegenden Daten legen laut „SZ“ mutmaßliche Versäumnisse der Bank nahe.
Die Credit Suisse wies die Vorwürfe „entschieden“ zurück. Die Berichte beruhten auf Daten, die „unvollständig, ungenau oder aus dem Zusammenhang gerissen sind, was zu einer tendenziösen Darstellung des Geschäftsverhaltens“ der Bank führe, hieß es in einer Stellungnahme des Kreditinstituts. Zudem seien 90 Prozent der betroffenen Konten bereits geschlossen worden, „davon mehr als 60 Prozent vor 2015“. Die Bank kündigte eine Untersuchung bezüglich des Datenlecks an.
In der Schweiz gilt eines der strengsten Bankgeheimnisse der Welt. Die Weitergabe von Kontoinformationen steht unter Strafe und auch Journalisten droht Strafverfolgung. Deshalb habe sich kein Medium aus der Schweiz an den Recherchen beteiligt, schrieb die „SZ“. Die UN-Sonderberichterstatterin für Meinungsfreiheit, Irene Khan, habe deshalb eine Untersuchung eingeleitet.
Die „SZ“ hat die Daten gemeinsam mit dem NDR und dem WDR und internationalen Medien wie „Le Monde“ und der „New York Times“ ausgewertet. Woher die Daten stammen, ist den Medien nach eigenen Angaben nicht bekannt. Die Quelle habe als Motivation Kritik am Schweizer Bankgeheimnis genannt: „Der Vorwand, die finanzielle Privatsphäre zu schützen, ist lediglich ein Feigenblatt, um die schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von Steuerhinterziehern zu verschleiern“, erklärte sie demnach.