Die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, sieht keine unmittelbare Krise in der deutschen Gasversorgung wegen der Zuspitzung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. Ob Deutschland seinen Gasverbrauch drosseln müsste, hänge davon ab, „ob und wann es zu Lieferunterbrechungen oder gar Ausfällen kommt“, sagte Kemfert der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Ohne Frage sind wir in einer ernsten Situation, inmitten eines fossilen Krieges.“
Deutschland könne aber einen Teil seines Gases aus anderen Quellen beziehen. „Zudem sind wir am Ende des Winters.“ Es sei deshalb unwahrscheinlich, dass es kalt werden könnte in deutschen Wohnungen.
Deutschland deckt nach den Worten von Kemfert etwas mehr als 50 Prozent seines Gasbedarfs durch Importe aus Russland, außerdem etwa 30 Prozent des Ölbedarfs. Sie betonte vor diesem Hintergrund: „Die beste Antwort auf fossile Energiekriege ist die Energiewende mit mehr erneuerbaren Energien und Energiesparen.“
Zwei Dinge sollte der Staat ihrer Ansicht nach tun, um für bezahlbare Energiepreise zu sorgen: „Erstens: erneuerbare Energien ausbauen und das Energiesparen fördern. Und zweitens: die CO2-Einnahmen pro Kopf an die Haushalte rückerstatten.“ Dies entlaste vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Montag die Unabhängigkeit der Separatistengebiete in der Ostukraine anerkannt. Er kündigte zudem an, russische Soldaten zu entsenden, um den „Frieden“ in den Gebieten zu sichern.
Als Reaktion darauf erließen die USA und die EU umfassende Finanzsanktionen gegen Russland und die Separatisten. Auf Anweisung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wurde das Genehmigungsverfahren für die Pipeline Nord Stream 2 vorerst gestoppt, die russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland und in andere Länder befördern soll.