Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat zum zweiten Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau einen empathischeren Umgang mit den Opfern rechtsradikaler Gewalt gefordert. „Ich glaube, dass es für die Angehörigen der Opfer sehr wichtig ist zu sehen, dass der Staat sie nicht vergisst“, sagte Faeser der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („F.A.S.“).
Die Ministerin kritisierte, dass die Behörden zu bürokratisch auf die rechtsterroristische Tat reagiert hätten. Nach dem Anschlag von Hanau hätten sich „sehr viele Menschen, die eine Migrationsgeschichte haben, tief verletzt und ausgegrenzt gefühlt“. Das Gespräch mit den Angehörigen der Ermordeten sei nicht in ausreichendem Maße gesucht worden.
„Das besonders Schlimme in Hanau war, dass der Täter gezielt Menschen aufgrund ihrer Herkunft ermordet hat“, sagte die SPD-Politikerin. Die Absicht des Täters sei es gewesen, Spaltung und Angst zu verbreiten.
Faeser kündigte weiter an, den Kampf gegen Rechtsextremismus grundsätzlicher anzugehen, als das bisher geschehen sei. „Wir müssen rechtsextreme Netzwerke zerschlagen. Wir müssen frühzeitig und intensiv ermitteln, wo solche Netzwerke geknüpft werden, gerade auch im Internet“, sagte die Innenministerin.
Am 19. Februar 2020 hatte in Hanau ein 43 Jahre alter Deutscher neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet. Die Behörden stuften die Tat als rechtsextrem und rassistisch motiviert ein. An diesem Samstag findet dazu in der hessischen Stadt eine Gedenkstunde statt, an der Faeser und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) teilnehmen.