Faktencheck: Setzen US-Behörden nicht mehr auf PCR-Tests in der Corona-Pandemie?

PCR-Test
PCR-Test

Tausende Nutzerinnen und Nutzer haben im Januar 2022 erneut die Behauptung von einem Aus für den PCR-Test in den USA geteilt. Angeblich hätte die US-Gesundheitsbehörde CDC eingeräumt, dass der Test nicht zwischen Corona- und Grippeviren unterscheiden könne. Das ist falsch. Die CDC setzt weiter auf das PCR-Verfahren und hat sich lediglich für einen Test ausgesprochen, der mehrere Krankheitserreger gleichzeitig erkennen kann.

Die Behauptung vom Ende der PCR-Tests in den USA haben zum Jahresbeginn 2022 erneut Tausende Facebook-User geteilt. Auf Telegram sahen Hunderttausende die Behauptung. Schon im Juli 2021 hatten Hunderte einen ähnlichen Beitrag des den Corona-Maßnahmen kritisch gegenüberstehenden Schweizer Blogs „Corona Transition“ auf Facebook verbreitet.

Die Behauptung

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC habe zum Jahreswechsel das PCR-Verfahren als gültigen Test zurückgezogen. „Klammheimlich“ sei der PCR-Test eingestellt worden, weil er angeblich nicht zwischen Sars-Cov-2 und Influenzaviren unterscheiden könne.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 11.02.2022

Nutzerinnen und Nutzer zweifeln seit Beginn der Pandemie die Zuverlässigkeit von PCR-Tests immer wieder an. AFP hat bereits mehrfach solche Behauptungen widerlegt. So könne der PCR-Test angeblich keine Corona-Infektion nachweisen (hierhierhier), Coronaviren nicht von Grippeviren unterscheiden (hierhierhier) oder sei bereits von Schweizer Behörden für untauglich erklärt worden. Die aktuelle Behauptung gehört ebenfalls in diese Reihe.

Woher kommt die Meldung?

Der Ursprung der Behauptung liegt in einer echten Mitteilung der CDC vom 21. Juli 2021. Darin gab die US-Behörde Änderungen in ihrer Corona-Teststrategie bekannt. Mit Wirkung vom 31. Dezember 2021 wolle die Behörde tatsächlich einen Antrag auf Notfallgenehmigung eines PCR-Tests bei der US-Arzneimittelbehörde FDA zurückziehen.

Der Grund dafür ist aber nicht die Untauglichkeit des Verfahrens, wie CDC-Sprecherin Jade Fulce bereits im Juli 2021 erklärte. Aus der CDC-Mitteilung selbst geht hervor, dass die Behörde künftig auf Multiplex-PCR-Tests setzen will. Diese Tests erlauben es, gleichzeitig auf mehrere Viren zu untersuchen. Konkret empfiehlt die CDC Multiplex-Methoden, die auf Sars-CoV-2 und Influenzaviren testen können. Das bedeutet aber nicht, dass die bisher verwendeten PCR-Tests das Coronavirus nicht zuverlässig erkennen konnten. Zu Verwechslungen etwa mit Grippeviren habe der Test nicht geführt, so Fulce.

Der Sprecher der US-Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA, Jim McKinney, erklärte außerdem am 27. Juli 2021 gegenüber AFP, dass PCR-Tests als die beste Methode zum Nachweis von Sars-CoV-2 gelten. „Die FDA hat keine Erklärung abgegeben, die die Zuverlässigkeit von PCR-Testergebnissen im Allgemeinen in Frage stellt“, sagte er. PCR-Tests seien der „Goldstandard“ für Corona-Diagnosen.

Keine Zweifel am PCR-Test

Ana Santos Rutschman, Assistenzprofessorin am Center for Health Law Studies der Universität St. Louis in den USA sagte ebenfalls gegenüber AFP: „Die CDC befürwortet eine andere Art von Test, sagt aber nichts über PCR-Tests im Allgemeinen.“

Das sieht auch Jennifer Piatt, Forscherin am Zentrum für öffentliches Gesundheitsrecht und -politik der US-amerikanischen Arizona State University so: „Nichts in der Erklärung der CDC deutet darauf hin, dass ihr Test Covid-19 mit Influenza in Verbindung bringt oder dass PCR-Tests dies im Allgemeinen tun.“

In einer Mitteilung vom 2. August 2021 sorgte die CDC nochmals für Klarheit: „Bei diesem Test gibt es keine Leistungsprobleme.“ Der bisher benutzte PCR-Test sei ein „hochpräziser“ Test, die Ergebnisse seien „zuverlässig, valide und spezifisch“. Eine Probe mit Influenzaviren verfälsche das Ergebnis des Tests nicht.

Bereits im November 2020 hatte Chemiker Thorsten Hilbich vom Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) für einen Faktencheck gegenüber AFP bestätigt: „Grippe-Viren können den Corona-Test nicht beeinflussen, die Impfung gegen Grippe-Viren kann es genauso wenig.“

PCR in Deutschland, Österreich und der Schweiz verwendet

Auch das RKI bezeichnete das PCR-Verfahren im Januar 2022 auf seiner Website weiterhin als den „Goldstandard“ für die Diagnostik von Corona. Das Bundesgesundheitsministerium passte seine Teststrategie kürzlich an und will PCR-Tests gezielter verwenden, wenn ein positiver Schnelltest vorliegt. Die Tests sind aber weiterhin im Einsatz.

In Österreich umfasst das Testangebot ebenfalls weiterhin PCR-Tests. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) setzt ebenfalls auf das Verfahren.

Weitere Behauptungen

Der Behauptung vom Aus für den PCR-Test in den USA fügen einige Postings noch weitere Behauptungen hinzu. Ein Posting des AfD-Kreisverbands Gießen führt zusätzlich noch „unbequeme RKI-Zahlen“ an, die den großen Anteil Geimpfter an den Omikron-Fälle zeigen sollen. Wie AFP bereits überprüfte, handelte es sich bei dieser Zahl allerdings um einen Fehler im Wochenbericht des RKI, den das Institut korrigiert hat.

In einem Teil der Postings wird ferner behauptet, CDC-Direktorin Rochelle Walensky selbst habe die Zuverlässigkeit der PCR-Tests infrage gestellt. „Wenn wir uns auf PCR-Tests verlassen würden, müssten wir die Menschen sehr lange isolieren“, wird sie zitiert. Dieser Satz ist aus dem Kontext gerissen.

In einem Interview in der Sendung „Good Morning America“ am 29. Dezember 2021 hatte Walensky auf Kritik zu neuen Isolations-Regeln in den USA reagiert. Die Behörde hatte im Dezember 2021 die empfohlene Quarantänezeit reduziert. Weil die PCR-Tests „für bis zu zwölf Wochen“ positiv bleiben könnten, sei ein negatives PCR-Ergebnis am Ende der Isolation nicht erforderlich, erklärte Walensky. Die Aussagekraft von PCR-Tests an sich zweifelte sie damit nicht an.

Auch laut dem Medizinischen Zentrum der Texas Southwestern University zeigt die Forschung, dass viele Personen nach einer Corona-Infektion noch wochen- bis monatelang positiv auf das Virus getestet werden können, obwohl sie nicht mehr ansteckend sind. Die kanadischen PCR-Empfehlungen berücksichtigen das beispielsweise ebenfalls.

In derselben Sendung sagte Walensky auf die Frage, ob Antigen-Tests verlässlich arbeiteten, aber auch: „Ja, absolut“, und verwies auf PCR-Tests als die „sensibelsten“ Tests. Bei Symptomen sollten negative Antigen-Ergebnisse daher mit PCR überprüft werden.

Fazit

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat nicht zugegeben, dass der PCR-Test nicht zwischen Corona- und Grippeviren unterscheiden könne. Die CDC setzt weiter auf PCR-Tests, sie hat sich lediglich für eine PCR-Variante ausgesprochen, die mehrere Erreger gleichzeitig erkennen kann. Das Verfahren ist weltweit weiterhin im Einsatz und gilt als zuverlässig.

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