Das Bundeskartellamt hat die Lufthansa wegen Behinderung des Ferienfliegers Condor abgemahnt. Nach vorläufigem Prüfungsergebnis ist die Behörde nach Angaben vom Dienstag der Ansicht, dass Condor einen kartellrechtlichen Anspruch auf Lufthansa-Zubringerflüge für ihre Langstreckenpassagiere hat – die Lufthansa will aber eine entsprechende langjährige Vereinbarung mit Condor kündigen.
Condor kann Zubringerflüge der Lufthansa und ihrer Töchter buchen, um Passagiere zum eigenen Langstreckennetz zu befördern. Lufthansa kündigte die Vereinbarung schon zum 1. Juni 2021, musste den Schritt aber nach Einschreiten des Kartellamts bis 10. Mai 2022 aussetzen. Die Vereinbarung muss laut Behörde auch nach diesem Datum weiter gelten; zu diesem vorläufigen Schluss komme das Kartellamt nach seinen bisherigen Ermittlungen.
Denn: Die Lufthansa-Gruppe sei auf dem Zubringermarkt marktbeherrschend – keine andere Fluggesellschaft könne, über Einzelflüge hinaus, Zubringerflüge zu den Drehkreuzen Frankfurt, München und Düsseldorf anbieten. Daher habe die Lufthansa „besondere Pflichten“, erklärte das Kartellamt.
Die Passagiere von Condor, die einen Zubringerflug buchen, wohnen laut Kartellamt im Schnitt mindestens 300 Kilometer vom Abflughafen für die Langstrecke entfernt. Für seien die Bahn oder der Fernbus „keine Alternative“.
Condor kann laut Kartellamt nur mit der entsprechenden Vereinbarung den eigenen Passagieren eine garantierte Beförderung vom Abflug- zum Zielflughafen mit durchgehend aufgegebenem Gepäck, der Aushändigung des Boardingpasses am ersten Abflughafen und vollständigem Reiseschutz im Falle von Verspätungen oder Flugausfällen anbieten.
Die Lufthansa erhält im Gegenzug Mehreinnahmen zur Finanzierung ihres Kurzstreckennetzes, wie das Kartellamt argumentiert. Lufthansa und Condor können nun zu den vorläufigen Ergebnissen Stellung nehmen.
