Lauterbach eckt mit Äußerung zu stark steigenden Corona-Toten an

Karl Lauterbach - Bild: Achim Melde/Bundestag
Karl Lauterbach - Bild: Achim Melde/Bundestag

Eine Äußerung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einer möglicherweise stark steigenden Zahl an Corona-Toten im Falle einer Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen hat Kritik hervorgerufen. Ethikratsmitglied Stephan Rixen sagte dem Portal „ZDFheute.de“, dass „Bedrohungsszenarien ins Blaue hinein Grundrechtsbeschränkungen nicht rechtfertigen“ könnten. Hamburgs CDU-Vorsitzender Christoph Ploß nannte Lauterbach bei „Bild“ einen „Angstminister“.

Der  Angegriffene selbst ließ die Vorwürfe zurückweisen. „Die Modellierungen des RKI zeigen deutlich, dass rasant steigende Inzidenzen auch die Zahl der täglich zu beklagenden Todesfälle ansteigen lässt“, erklärte ein Sprecher des Ministers am Donnerstag im französischen Grenoble. Dies sei die Grundlage für die Aussage Lauterbachs gewesen.

Der Minister hatte am Dienstagabend im ZDF erneut eindringlich vor verfrühten Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen gewarnt. Wenn Deutschland den Weg Israels mit wegfallenden Maßnahmen gehen würde, käme Deutschland auf eine höhere Sterbequote. „Ich mag mir einfach gar nicht vorstellen, dass wir in einer Situation wären, so spät in der Pandemie, wo wir gute Impfungen haben, wo wir dann 400, 500 Tote am Tag hätten“, sagte der Gesundheitsminister.

Am Dienstag hatte das Robert-Koch-Institut 177 Tote gemeldet, am Mittwoch waren es 272 und am Donnerstag 238. Auf Nachfrage von „ZDFheute.de“ wollten Bundesgesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut am Mittwoch keine Angaben machen, auf welchen exakten Daten und Annahmen die Berechnungen des Ministers basieren.

Rechtsexperte Rixen sagte „ZDFheute.de“: „Grundrechtseingriffe müssen sich auf nachvollziehbare Prognosen zur weiteren Entwicklung der Pandemie stützen. Wenn nicht klar ist, wie die Zahl der Menschen, die wahrscheinlich wegen Lockerungen versterben, zustande gekommen ist, dann ist auch nicht klar, wieso Freiheitsbeschränkungen weiterhin geboten sein sollen.“

Thorsten Lehr, Leiter des Covid-19-Simulators, an der Universität des Saarlands teilte „ZDFheute.de“ mit, dass 500 Corona-Tote pro Tag unter bestimmten Bedingungen möglich seien: „Nach unseren Simulationen sind 400 bis 500 Tote pro Tag im 7-Tage-Schnitt möglich, falls die Inzidenzen im Peak über 3.500 bis 4.000 liegen.“ Aktuell liegt die Inzidenz laut RKI bei rund 1450, Tendenz steigend.

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