Lauterbach: Vorschnelle Lockerungen würden Erfolge gegen Pandemie gefährden

Karl Lauterbach und Olaf Scholz - Bild: Bundestag/Tobias Koch
Karl Lauterbach und Olaf Scholz - Bild: Bundestag/Tobias Koch

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält die Zeit für Lockerungen der Corona-Maßnahmen noch nicht für gekommen. „Die Lage ist noch nicht wirklich unter Kontrolle“, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Wenn nun zu schnell gelockert würde, „dann würden wir die Welle deutlich verlängern“, sagte er – und bat um Geduld. Spürbare Lockerungen erwarte er aber noch vor Ostern.

Der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, zeigte sich bei der Pressekonferenz „optimistisch, dass wir die Omikron-Welle bald überstanden haben“. Wielers Zwischenbilanz: „Wir sind bislang vergleichsweise gut durch diesen Sturm gesteuert.“ Die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei trotz eines leichten Abstiegs „noch vergleichsweise gering“. Dennoch müssten die Auflagen zunächst noch beachtet werden, „und dann können wir uns entspannt auf Ostern freuen“.

Minister Lauterbach kritisierte politische Forderungen nach einem schnelleren Vorgehen: Deutschland sei „noch immer gefährdet, und wir können breite Lockerungen, wie sie derzeit diskutiert werden, zum jetzigen Zeitpunkt nicht vertreten“, sagte er. „Ich wundere mich über die Diskussion, die zum Teil in der Politik zu beobachten ist.“

„Wir haben derzeit eine funktionierende, erfolgreiche Strategie“, sagte Lauterbach. „Diese ohne Not jetzt zu gefährden, kann nicht unser Ziel sein.“ Der Höhepunkt der Omikron-Infektionswelle werde wahrscheinlich Mitte Februar erreicht sein – könne sich aber wegen der besonders ansteckenden BA.2-Variante des Virus auch noch etwas verzögern.

Lauterbach erklärte in der Pressekonferenz, warum Deutschland bei den Lockerungen der Schutzauflagen vorsichtiger sein müsse als andere europäische Länder. Das Besondere an der Lage in Deutschland sei, dass das Land die zweitälteste Bevölkerung in Europa habe – und dass es im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine hohe Zahl ungeimpfter älterer Menschen gebe. Diese seien besonders gefährdet: „Wir sind in einer relativ schwierigen Situation.“

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen hatte am Dienstag einen weiteren Höchstwert erreicht. Sie lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bundesweit bei 1441,0. Am Dienstag vergangener Woche lag sie noch bei 1206,2.

Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, lag die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden am Dienstagmorgen bei 169.571. Seit Pandemie-Beginn verzeichneten die Gesundheitsämter nach Angaben des RKI insgesamt 11.287.428 Infektionsfälle.

RKI-Chef Wieler wies in der Pressekonferenz darauf hin, dass allein in den vorangegangenen sieben Tagen rund 1,2 Millionen Infektionen an sein Institut gemeldet worden seien – dies sei fast Zehntel des Gesamt-Infektionszahl seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren.

Diese sehr hohen Infektionszahlen bieten dem Coronavirus nach Einschätzung von Minister Lauterbach eine gute Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, neue Mutationen auszubilden und erneut viele Menschen anzustecken. „Dass bei diesen hohen Infektionszahlen keine Mutationen entstehen, ist epidemiologisch undenkbar“, sagte Lauterbach dem „Stern“. Deswegen gehe er auch nicht von einem nahen Ende der Pandemie aus. „Wir können nur hoffen, dass die neuen (Mutationen) harmloser sind. Bislang war das leider nicht der Fall“, sagte Lauterbach.

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