Scholz will Deutschland mit Flüssiggas-Terminals unabhängiger bei Energie machen

Flüssiggas-Terminal - Bild: Jan Arrhénborg / AGA, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Flüssiggas-Terminal - Bild: Jan Arrhénborg / AGA, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, setzt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf den zügigen Bau von Flüssiggas-Terminals in Deutschland. Wie das „Handelsblatt“ am Sonntag berichtete, bat die Bundesregierung den Düsseldorfer Energiekonzern Uniper bereits, seine Pläne für den Bau eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven wieder aufzunehmen. Scholz hatte zuvor bei der Sondersitzung des Bundestages zur russischen Invasion in der Ukraine gesagt, dass die Entscheidung getroffen worden sei, zwei Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven „schnell zu bauen“.

Flüssiggas (LNG) wird unter anderem aus den USA, aber beispielsweise auch aus Katar geliefert. Bislang gibt es in Deutschland aber keine Terminals, um das in speziellen Tankern transportierte Gas dort in das deutsche Netz zu bringen. Verbunden sind solche Projekte mit hohen Investitionskosten.

Der Energiekonzern Uniper hatte im Sommer 2020 mitgeteilt, seine Pläne zum Bau eines Flüssiggas-Terminals im niedersächsischen Wilhelmshaven zu überdenken. Zur Begründung verwies das Unternehmen damals auf die fehlende Bereitschaft anderer Firmen, Importkapazitäten der Anlage verbindlich zu buchen.

Am Sonntag berichtete das „Handelsblatt“ nun unter Berufung auf mit den Vorgängen vertrauten Kreise, dass die Bundesregierung den Konzern um die erneute Prüfung seiner Pläne gebeten habe. Uniper selbst wollte sich demnach auf Anfrage nicht dazu äußern.

Laut „Handelsblatt“ plant Uniper ebenfalls in Wilhelmshaven bereits eine Anlage für die sogenannte Anlandung von grünem Ammoniak, der in Wasserstoff umgewandelt werden soll. Uniper sehe erhebliche Synergien aus der Verbindung der beiden Projekte, schrieb die Zeitung.

Derzeit bezieht die Bundesrepublik mehr als die Hälfte ihres Erdgases aus Russland, dahinter folgen Norwegen und die Niederlanden. Wegen des Ausstiegs aus der Atom- und Kohleenergie wird Erdgas vielfach als wichtige Brückentechnologie für die kommenden Jahre gesehen. Am geplanten Bau des Flüssiggas-Terminal in Brunsbüttel hatte es in der Vergangenheit indes auch Proteste der Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegeben.

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) gegrüßte am Sonntag die Ankündigung von Scholz zum Bau der LNG-Terminals. Die Alternative sei, „am Tropf russischer Lieferungen hängen zu bleiben“, erklärte er. „Wir als Land werden daher nun alles daran setzen, die Planungen gemeinsam mit der Stadt Wilhelmshaven und dem Bund voran zu treiben“, fügte er hinzu. „Wir können es schaffen, schon 2024 mit der Anlandung von Flüssiggas starten zu können.“

Zugleich betonte Lies die Bedeutung eines beschleunigten Ausbaus der Erneuerbaren. Diese lieferten „zuverlässige, kostengünstige und saubere Energie“. Kurzfristig müsse zudem sichergestellt werden, „dass unsere strategischen Kohle- und Gasreserven ausreichen“, forderte er.

Außerdem sollten die Terminals für fossiles Gas lediglich eine Übergangslösung sein und dann zügig auf die Versorgung mit grünem, klimaneutralem Gas umgestellt werden. „Die heute geforderten LNG-Terminals müssen wir von Anfang an so denken, dass sie für beides genutzt werden können“, forderte Lies.

BDI-Präsident Siegfried Russwurm sprach sich im „Handelsblatt“ dafür aus, Deutschlands Abhängigkeit von russischen Energielieferungen möglichst schnell zu überwinden. Vom Bau der beiden LNG-Terminals verspricht er sich allenfalls mittelfristig eine Verbesserung der Lage: „Der Bau der neuen Terminals dauert mehrere Jahre“, sagte er der Zeitung. „Für die nächsten Winter brauchen wir andere Maßnahmen“.

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