Die Schweizer haben am Sonntag über ein weitgehendes Tabak-Werbeverbot und ein Verbot von Tierversuchen und klinischen Tests mit menschlichen Probanden abgestimmt. Der Volksinitiative „Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot“ werden keine Erfolgsaussichten eingeräumt, das Vorhaben wird parteiübergreifend abgelehnt. Vertreter der Pharmabranche und Wissenschaftler warnen, dass ohne Tierversuche kaum Fortschritte bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten möglich wären. Für die Volksinitiative „Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung“ stehen die Chancen hingegen gut.
In den vergangenen Jahren ist der Einsatz von Tierversuchen in der Schweiz, die ein wichtiger Standort für die Pharmaindustrie ist, deutlich zurückgegangen. Nach knapp zwei Millionen Versuchstieren pro Jahr in den 80er Jahren sind es nach Angaben der Schweizer Bundesbehörden nun etwa 560.000 jährlich. An rund 20.000 dieser Tiere werden demnach schwerwiegende Eingriffe wie die Einpflanzung eines Tumors vorgenommen.
Bei der Volksabstimmung am Sonntag geht es darum, nicht nur Tierversuche in der Schweiz zu verbieten, sondern auch klinische Tests an Menschen und die Einfuhr von Medikamenten, die mit diesen Verfahren entwickelt wurden.
In den vergangenen Jahren hatten die Schweizer bereits drei ähnliche Initiativen zurückgewiesen: 1985 mit 70-prozentiger Ablehnung, 1992 mit 56 Prozent und 1993 mit 72 Prozent. Dass auch die neue Initiative scheitert, gilt als sicher. Interessant ist aber, wie deutlich die Ablehnung in einer Gesellschaft ausfallen wird, in der das Tierwohl mittlerweile einen hohen Stellenwert hat.
Eine andere Volksinitiative, über die am Sonntag abgestimmt wurde, wendet sich dagegen, dass in der Schweiz anders als in den meisten anderen Industrieländern Tabakwerbung außer im Fernsehen und Radio weiterhin erlaubt ist. Kritiker führen dies darauf zurück, dass einige der größten Tabakkonzerne ihren Sitz in der Schweiz haben.
Die Volksinitiative verlangt, dass Werbung für Tabakprodukte überall dort verboten wird, wo sie für Kinder und Jugendliche sichtbar ist – etwa auf Plakaten, in Kinos oder im Internet. Zulässig wäre Tabakwerbung dann nur noch, wenn sie sich beispielsweise per Mail gezielt an Erwachsene richtet. Dass in manchen Kantonen bereits strengere Vorgaben gelten, reicht den Initiatoren der Volksabstimmung nicht aus. Umfragen zufolge können sie auf breite Zustimmung hoffen.
In einem weiteren Referendum stimmten die Schweizer außerdem über ein Maßnahmenpaket zur Medienförderung ab, das angesichts sinkender Werbeeinnahmen zusätzliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen vorsieht. Umfragen zufolge zeichnet sich eine Ablehnung der Gesetzesvorlage ab. Gegner des Vorhabens warnten vor einer Verschwendung öffentlicher Mittel und beklagten, dass auch große Pressekonzernen davon profitieren würden.
Die Ergebnisse der Abstimmungen werden für den späten Sonntagnachmittag erwartet.