Der Deutschland-Chef des UN-Kinderhilfswerk Unicef, Christian Schneider, hat mehr Hilfen für Afghanistan gefordert. Er sei vor kurzem durch Afghanistan gereist und habe Land und Bevölkerung in einer humanitären Katastrophe vorgefunden, sagte Schneider der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Wir dürfen der Zivilbevölkerung in dieser extremen Notlage nicht den Rücken kehren.“
„Die Krise trifft auf eine Bevölkerung, die mehr als vier Jahrzehnte Krieg hinter sich hat und in tiefer Armut gefangen ist“, sagte Schneider weiter. Internationale Hilfen waren mit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban am Hindukusch weitgehend eingefroren worden. Hinzu käme nun eine extreme Dürre. „Die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe, die Wirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale.“
Deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung brauche Hilfe, führte Schneider aus. „Allein 13 Millionen Kinder sind darauf angewiesen“. Und diese Hilfe könne auch trotz der Taliban-Herrschaft geleistet werden.
Tatsächlich habe Unicef seinen Einsatz in Afghanistan zuletzt ausweiten können. Das Kinderhilfswerk habe schon vor dem Machtwechsel in von Taliban kontrollierten Provinzen in Abstimmung mit ihnen gearbeitet, um sich für Kinder einzusetzen. „Sie ermöglichen uns derzeit, unseren Einsatz auszudehnen (…) Wir können Provinzen erreichen, die zuvor wegen der Sicherheitslage abgeschnitten waren.“