In Australien ist ein Polizist freigesprochen worden, der einen mit einer Schere bewaffneten Indigenen erschossen hatte. Ein Geschworenengericht in Darwin befand den 30-jährigen Zachary Rolfe am Freitag für nicht schuldig. Alle drei Schüsse, die der Polizeibeamte am 9. November 2019 in einer abgelegenen Stadt im Verwaltungsgebiet Northern Territory auf den 19-jährigen Kumanjayi Walker abgegeben habe, seien gerechtfertigt gewesen. Der Tod des Aborigene hatte zu einer Welle von Protesten geführt.
Die Geschworenen hörten während des vierwöchigen Prozesses mehr als 40 Zeugen an. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob Rolfes zweiter und dritter Schuss auf Walker bei einer versuchten Festnahme wegen Verstoßes gegen die Kautionsauflagen gerechtfertigt war.
Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass Rolfes erster Schuss Walker, der mit einem anderen Polizeibeamten kämpfte und eine Schere in der Hand hielt, außer Gefecht setzte und dass der zweite und dritte Schuss – von denen einer oder beide tödlich waren – übertrieben waren und gegen seine Ausbildung als Polizeibeamter verstießen.
Die Geschworenen stellten sich jedoch auf die Seite der Verteidigung, die argumentierte, dass der Polizist um sein Leben und das seines Kollegen gefürchtet habe. Die Familie des Opfers und Indigenen-Vertreter verurteilten den Freispruch.
Trotz mehrerer öffentlicher Untersuchungen und zahlreicher Gerichtsverfahren wurde noch nie ein australischer Polizeibeamter wegen des Todes eines Indigenen in Gewahrsam verurteilt. Seit 1991, dem Beginn der detaillierten Aufzeichnungen, starben mehr als 500 Aborigines in Gewahrsam, davon mindestens elf in den vergangenen sieben Monaten.