Der Privatsekretär des emeritierten Papsts Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hat das Scheitern der katholischen Kirche im Umgang mit Missbrauchsverbrechen eingeräumt. „Hier hat die Kirche versagt, auf allen Ebenen – das müssen wir ändern“, sagte Gänswein der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut Vorabmeldung vom Mittwoch.
Gänswein räumte ein, dass in der Kirche Täterschutz vor Opferschutz gegangen sei. „Unser Blick musste sich vom Täter zum Opfer wenden – es hat lange, viel zu lange gedauert.“ Mit Blick auf die in verschiedenen deutschen Bistümern erstellten Gutachten zu sexueller Gewalt sagte Gänswein: „Das Ausmaß des Missbrauch-Sumpfs wird mit jeder Studie klarer.“
Der enge Vertraute von Papst Benedikt verteidigte diesen dennoch gegen den Vorwurf der Vertuschung. „Für ihn selbst hatte der Schutz der Opfer, mehr noch der Überlebenden, oberste Priorität.“ Bereits als Glaubenspräfekt Joseph Ratzinger sei er „wie sonst niemand streng gegen Missbrauch“ vorgegangen, indem er das Strafmaß heraufgesetzt, Verjährungsfristen verlängert und das Schutzalter der Opfer angehoben habe. Er habe „die Aufarbeitung des Missbrauchs zur Chefsache“ gemacht.