Die strategisch wichtige ukrainische Hafenstadt Mariupol steht nach Angaben ihres Bürgermeisters Wadym Boitschenko unter russischem Dauerbeschuss. Die Stadt sei über 14 Stunden ununterbrochen angegriffen worden, sagte Boitschenko am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Neben dem Hafen wurden nach Angaben von Behördenvertretern auch zivile Ziele angegriffen, darunter eine Entbindungsstation und eine Schule. 42 Menschen seien verletzt worden.
Es gebe Angriffe auf Gebiete, in denen es „keine militärische Infrastruktur“ gebe, sagte der Chef der regionalen Militärverwaltung, Pawlo Kyrylenko. Boitschenko warf der russischen Armee vor, Zivilisten am Verlassen der Stadt hindern zu wollen.
Die russische Armee rückt derzeit von zwei Seiten entlang der Küste am Asowschen Meer vor – von der annektierten Halbinsel Krim und von der russischen Grenze aus. Die Einnahme von Mariupol mit seinen knapp 500.000 Einwohnern und der nahegelegenen Stadt Wolnowacha würde einen Zusammenschluss der russischen Truppen erleichtern.
Seit einer russischen Offensive am Dienstag herrscht in Mariupol und Wolnowacha Stromausfall. In einigen Vierteln von Mariupol war die Stromversorgung bereits seit Freitag zum Erliegen gekommen. Seit Mittwoch kommt für viele Menschen in der Stadt erschwerend die Einstellung des öffentlichen Verkehrs hinzu. Einige Viertel sind damit praktisch abgeschnitten.
Am Dienstag war nach Behördenangaben auch das Zentrum von Mariupol von der russischen Armee attackiert worden. Ein Jugendlicher wurde demnach getötet.