Russische Ankündigungen eines möglichen Gas-Lieferstopps haben die Aufmerksamkeit auf die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gelenkt. Die 2011 in Betrieb genommene Leitung verläuft vom russischen Wyborg, nordwestlich von St. Petersburg, bis nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Der Verlauf gleicht weitgehend dem der umstrittenen und derzeit wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gestoppten neueren Pipeline Nord Stream 2, nur am östlichen Ende sowie bei Bornholm unterscheiden sich die Trassenführungen.
Nord Stream 1 besteht aus zwei jeweils 1224 Kilometer langen Pipeline-Strängen. Die Investitionskosten betrugen 7,4 Milliarden Euro. Gesellschafter der Betreibergesellschaft Nord Stream AG mit Firmensitz im schweizerischen Zug sind neben dem russischen Energiekonzern Gazprom mit einem Mehrheitsanteil von 51 Prozent unter anderem Wintershall Dea sowie die Eon-Tochter PEG Infrastruktur AG. Minderheitsanteile halten zudem französische und niederländische Unternehmen.
Durch Nord Stream 1 wurden 2021 nach Angaben der Betreibergesellschaft 59,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Europa exportiert. Seit der Inbetriebnahme waren es bis Ende vergangenen Jahres insgesamt demnach mehr als 441 Milliarden Kubikmeter. Die Pipeline wurde für einen Betrieb von mindestens 50 Jahren konstruiert, was allerdings nicht mit den Energiewende-Zielen der Bundesregierung vereinbar wäre.
Maßgeblich vorangetrieben wurde das Projekt auf deutscher Seite vom bis 2005 regierenden Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), auf russischer Seite von Präsident Wladimir Putin. Kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wurde Schröder dann auf Vorschlag der russischen Seite Aufsichtsratschef der damaligen Betreibergesellschaft NGEP.
Nord Stream 1 ist die einzige Pipeline, die direkt, ohne weitere Transitländer, von Russland nach Deutschland führt. Ein Abzweig führt nach Tschechien. Daneben fließt russisches Erdgas durch die Jamal-Pipeline über Belarus und Polen nach Deutschland sowie durch die Transgas-Pipeline mit Transit unter anderem durch die Ukraine. Nord Stream 1 hat davon die höchste Kapazität.