Die französische Energiebehörde hat angesichts des Ukraine-Kriegs zum Gas- und Stromsparen aufgerufen und vor Stromausfällen im kommenden Winter gewarnt. „Jeder muss sich anstrengen, die Industrie, der Dienstleistungssektor, die öffentlichen Gebäude und jeder einzelne von uns“, sagte Jean-François Carenco, Chef der Behörde, die der Bundesnetzagentur entspricht. „Wir müssen jetzt Gas und Strom sparen, sonst sieht es im nächsten Winter schlecht aus.“
Konkret empfiehlt Carenco, Heizung, Klimaanlagen und Beleuchtung zu drosseln. „Es ist eine Notlage, und jeder muss etwas tun“, betonte er. In Frankreich sind die Strompreise durch staatliche Subventionen in diesem Jahr gedeckelt. Heizungen machen nach Angaben des Stromkonzerns EDF etwa 28 Prozent des Stromverbrauchs von Privathaushalten aus.
Carenco spricht sich zudem dafür aus, den Bau eines weiteren schwimmenden Flüssiggas-Terminals in Le Havre zu beschleunigen. Im Unterschied zu Deutschland besitzt Frankreich bereits vier Flüssiggas-Terminals, unter anderem in Dünkirchen. Zudem sollten die bürokratischen Hürden für erneuerbare Energien abgebaut werden. Insbesondere Windräder auf dem Land sind in Frankreich stark umstritten.
Die französische Regierung erwägt auch, eines der letzten beiden Kohlekraftwerke länger in Betrieb zu lassen als vorgesehen. Das Kraftwerk Saint-Avold nahe der deutschen Grenze sollte eigentlich Ende März seinen Betrieb einstellen.
Das Land mit dem höchsten Atomstromanteil ist traditionell niedrige Strompreise gewohnt. Wegen zahlreicher Wartungs- und Reparaturarbeiten in den Atomkraftwerken ist die Produktion jedoch stark gesunken. Die Energiebehörde hatte deswegen bereits im Januar vor möglichen Stromausfällen gewarnt.