Die frühere US-Außenministerin und legendäre Diplomatin Madeleine Albright ist tot. Die erste Frau an der Spitze des US-Außenministeriums erlag im Alter von 84 Jahren einem Krebsleiden, wie ihre Familie am Mittwoch mitteilte. Sie sei „umgeben von ihrer Familie und von Freunden“ verstorben. US-Präsident Joe Biden würdigte Albright als „stolze Amerikanerin“ und „Kämpferin für Demokratie und Menschenrechte“.
Albright war von 1997 bis 2001 Außenministerin unter Präsident Bill Clinton von der Demokratischen Partei. Vor ihr hatte noch nie eine Frau das US-Außenministerium geleitet. Sie galt als harte Verhandlungspartnerin und Freundin klarer Worte. Viele sahen in der Frau mit den sorgfältig frisierten Haaren und auffälligen Broschen eine US-Version der britischen „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher.
Albright wurde 1937 als Marie Jana Korbelova in Prag geboren, ihr Vater war Diplomat der damaligen Tschechoslowakei. Ihre Familie floh 1939 vor den Nazis nach London, nach einer kurzen Episode in der Nachkriegs-Tschechoslowakei dann vor dem Kommunismus in die USA. Erst spät erfuhr die katholisch erzogene Albright vom Schicksal ihrer jüdischen Großeltern, die in Auschwitz ermordet worden waren.
Albright wurde 1957 Staatsbürgerin der USA und studierte Politikwissenschaft. Seit den 70er Jahren engagierte sie sich bei den US-Demokraten. Während der Präsidentschaft von Jimmy Carter arbeitete sie im Weißen Haus.
Nachdem 1981 der Republikaner Ronald Reagan ins Weiße Haus einzog, wurde Albright Professorin für internationale Beziehungen an der renommierten Georgetown-Universität in Washington. Von ihrem Mann, einem wohlhabenden Verleger, ließ sie sich 1982 scheiden.
Anfang der 90er Jahre wurde Albright unter Präsident Clinton US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen – und sorgte mit machtbewusstem Auftreten für Aufsehen. 1997 stieg Albright dann zur Außenministerin auf. Als sie 2001 nach dem Wahlsieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten George W. Bush als Außenministerin ausschied, hatte sie in vier Jahren 95 Länder besucht.
Auch danach blieb sie für klare Ansagen bekannt. Den von Bush gestarteten Irakkrieg bezeichnete sie als „größte Katastrophe der amerikanischen Außenpolitik“. 2017 verurteilte sie vom damaligen Präsidenten Donald Trump angestrebte Kürzungen der Haushaltsmittel für das Außenministerium als „willkürlich, fehlgeleitet und gefährlich“.
US-Präsident Biden erinnerte an Albrights Fluchtgeschichte und würdigte ihre politische „Wucht“. Albright habe die „Gefahren der Autokratie persönlich gekannt und kraftvoll darüber geschrieben“, erklärte er mit Blick auf die Bücher, sie nach ihrem Ausscheiden aus der Politik verfasste. Albright sei eine „entschlossene Kämpferin für die Demokratie und Menschenrechte“ gewesen und habe den „Lauf der Geschichte“ verändert.
Ex-Präsident Clinton und seine Frau Hillary – später selbst Außenministerin – würdigten Albright in einer Erklärung als „leidenschaftliche Kraft für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“. Albright sei eine „der besten Außenministerinnen, eine hervorragende UN-Botschafterin und ein außergewöhnlicher Mensch“ gewesen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nannte Albright eine „Vorreiterin“, die sich um die transatlantischen Beziehungen verdient gemacht habe. Albright habe „mit Haltung, Klarheit und Mut“ für Freiheit und die Stärke von Demokratien eingestanden. „Auch ich stehe heute auf ihren Schultern“, twitterte Baerbock.
Albright selbst sagte einmal über die Rolle von Frauen in der Außenpolitik: „Es gab mal eine Zeit, in der Frauen ihre außenpolitischen Sichtweisen nur zum Ausdruck bringen konnten, indem sie einen Diplomaten heirateten und dann einem beleidigenden Botschafter Tee auf den Schoß schütten.“ Inzwischen würden Frauen aber in jedem Bereich der internationalen Politik arbeiten.