Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hält die Aussagen des russischen Präsidenten Waldimir Putin zu den Atomstreitkräften für relevant, aber nicht unmittelbar besorgniserregend. „Wir nehmen diese Aussage ernst“, sagte Zorn am Montagabend im „heute journal“ des ZDF. „Wir verfolgen natürlich mit unseren Mitteln, was sich da gerade tut.“ Dazu gebe es auch engen Austausch innerhalb der Nato.
„Ich kann aber noch nirgendwo erkennen, dass in irgendeiner Form tatsächlich Alarmierungsmaßnahmen umgesetzt wurden und wir von einer konkreten Bedrohung in der Praxis ausgehen müssen“, betonte Zorn. Putin hatte am Sonntag nach eigenen Worten angeordnet, „die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen“. Diese sogenannten Abschreckungskräfte können auch Atomwaffen umfassen.
Zum Verlauf des Krieges in der Ukraine sagte Zorn, Russland habe bisher offenbar nur etwa ein Drittel der entlang der ukrainischen Grenze stationierten Militärkräfte eingesetzt. Daher würden voraussichtlich bald weitere Angriffswellen folgen. Diese würden „im zivilen Bereich zu entsprechenden Kollateralschäden und Verlusten führen“.
Putin habe „offensichtlich die Verteidigungsbereitschaft der Ukraine“ unterschätzt, sagte Zorn weiter. Das gelte sowohl für das ukrainische Militär als auch für die moralische Unterstützung durch die Zivilbevölkerung.
Zur Frage der atomaren Bedrohung sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), im TV-Sender Welt, er gehe fest davon aus, dass Putin „diese Option nicht ziehen wird“. Allerdings müsse der russische Präsident grundsätzlich ernst genommen werden.
„Für mich ist diese furchtbare Ankündigung eher Indiz dafür, dass er sich komplett verrechnet hat“, sagte Roth. „Und nun greift er zu einem Instrument, um die europäische Gesellschaft zu verunsichern, sie zu ängstigen.“