Erst im März 2018 übernahm Tobias Hans das Ministerpräsidentenamt im Saarland CDU-intern von Annegret Kramp-Karrenbauer. Nach der Landtagswahl am Sonntag geht seine Zeit im Amt nach nicht einmal einer Legislaturperiode schon wieder dem Ende entgegen. Die CDU im Land stürzte auf ein historisches Tief, klare Wahlsiegerin mit einer absoluten Mehrheit ist die SPD von Spitzenkandidatin Anke Rehlinger.
Schon die Umfragen der vergangenen Monate sahen Hans und seine CDU hinter der Konkurrenz von der SPD. Auch die vergangenen Tage und Wochen, in denen Hans versuchte, sich mit der Forderung nach Spritpreissenkungen zu profilieren, drehten die Wechselstimmung im Land nicht. Nach 23 Jahren verlieren die Christdemokraten damit die Macht im Saarland.
Hans kündigte noch am Sonntag an, aus der Wahlniederlage „natürlich persönliche Konsequenzen ziehen“ zu wollen. Wie dies genau ablaufen solle, werde in den Gremien der CDU besprochen. Bereits am Montag solle darüber beraten werden.
Dem 44-Jährigen fiel es dabei sichtlich schwer, die Fassung zu bewahren. Bei solchen Zahlen würde er am liebsten „das Weite suchen, den Kopf in den Sand stecken“ und sich ins Bett legen, sagte Hans. Er dankte seinem Team mit den Worten: „Es ist nicht selbstverständlich, dass ihr da seid.“ Es sei ihm „eine Ehre“ gewesen, „diesem Land gedient zu haben“, sagte Hans weiter.
Hans war bis zu seinem Wechsel an die Spitze der schwarz-roten Landesregierung bundesweit kaum bekannt. Er ist der Sohn des früheren Landtagsabgeordneten und ehemaligen CDU-Fraktionschefs Peter Hans. Seit 2009 saß er selbst im Saarbrücker Landtag. Von 2012 bis 2015 war er parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Im Oktober 2018 wurde er zum Landesparteichef gewählt.
In die Politik zog es Hans schon früh. Bereits mit 14 Jahren trat er in die Junge Union ein, zwei Jahre später in die CDU. Zunächst war er in der Kommunalpolitik in Neunkirchen aktiv, bevor er schließlich in die Landespolitik ging. Eine Berufsausbildung hat er nicht.
2006 wurde Hans wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Landtagsfraktion. Rund ein Jahr später brach Hans sein Studium der Informationswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Anglistik nach 18 Semestern in Saarbrücken ab. Vor seinem Einzug in den Landtag war der verheiratete Vater von drei Kindern zudem persönlicher Referent der damaligen saarländischen CDU-Sozialminister Josef Hecken und Gerhard Vigener.
Schon die Bundestagswahl im September war für Hans ein schwerer Schlag ins Kontor. Er galt in der Frage der Unionskanzlerkandidatur als indirekter Unterstützer des CSU-Chefs Markus Söder. Für die Union trat letztlich jedoch der damalige CDU-Vorsitzende Armin Laschet an – und verlor die Wahl gegen die SPD. Zwar wurde Hans dieses Scheitern nicht offen angelastet, eine Wechselstimmung zeichnete sich allerdings bald darauf auch im Saarland ab.
Nun zeigt sich, dass die Fußstapfen Kramp-Karrenbauers für Hans wohl doch zu groß waren. Kramp-Karrenbauer war im Land sehr beliebt, bei der Landtagswahl 2017 war die CDU unter ihrer Führung auf 40,7 Prozent der Stimmen gekommen. Nun landete die Partei bei nur noch 28,5 Prozent.
Hans muss sich seiner bisherigen Vizeministerpräsidentin Rehlinger geschlagen geben, die mit der SPD 43,5 Prozent und damit die absolute Mehrheit holte. Ob Hans in der Opposition, zu der dem vorläufigen Ergebnis zufolge neben der CDU nur noch die AfD gehört, eine Rolle spielen wird, ist ungewiss.