Norwegen stockt angesichts des Ukraine-Kriegs seinen Verteidigungshaushalt auf. Der Wehretat für das laufende Jahr wird um drei Milliarden norwegische Kronen (308 Millionen Euro) erhöht, wie Verteidigungsminister Odd Roger Enoksen am Freitag in Oslo mitteilte. Die zusätzlichen Gelder sollen demnach unter anderem dafür verwendet werden, die Präsenz der norwegischen Marine in der Arktis nahe der Grenze zu Russland zu verstärken.
„Auch wenn ein russischer Angriff auf Norwegen sehr unwahrscheinlich ist, müssen wir erkennen, dass wir einen Nachbarn im Osten haben, der immer gefährlicher und unberechenbarer wird“, sagte Enoksen.
Die zusätzlichen Mittel sollen nach seinen Angaben auch dafür verwendet werden, das Training der Soldaten zu intensivieren, die Vorräte an Treibstoff, Munition und wichtiger technischer Ausrüstung aufzustocken sowie die Cyberabwehr und geheimdienstlichen Aktivitäten der Armee zu verstärken. Ferner soll die Infrastruktur zur Aufnahme verbündeter Truppen ausgebaut werden.
Norwegen liegt an der europäischen Nordgrenze der Nato und hat in der Arktis eine 196 Kilometer lange Landgrenze zu Russland. Hinzu kommt eine gewaltige Meeresgrenze zu Russland in der Barentssee. „Wir müssen unsere Präsenz im hohen Norden ausweiten“, sagte Enoksen bei einer Pressekonferenz. Russland habe „bedeutsame Sicherheitsinteressen“ in Gebieten nahe des norwegischen Staatsgebiets, auch sei die Arktis „von großer wirtschaftlicher Bedeutung“ für Russland.
Derzeit findet in Norwegen das große Militärmanöver „Cold Response 2022“ mit rund 30.000 Soldaten aus 27 Ländern statt. Daran beteiligt sind neben Nato-Mitgliedern auch Finnland und Schweden als Partnerstaaten der Allianz. Mit den Übungen sollen Norwegens Kapazitäten zur Aufnahme verbündeter Streitkräfte im Falle eines Angriffs von Außen getestet werden.