Städtetagspräsident Markus Lewe hat gefordert, schon jetzt die Grundlagen für die mittel- bis langfristige Integration von Geflüchteten aus der Ukraine vorzubereiten. „Nach der unmittelbaren Nothilfe müssen auch gleich von Anfang an die richtigen Weichen gestellt werden, um Wohnraum und Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und den Kindern den Besuch von Schule und Kita zu ermöglichen“, sagte Lewe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Dienstag.
Lewe zufolge bereiten die Städte schon jetzt Willkommensklassen in den Schulen und besondere Betreuungsgruppen in den Kitas vor. Es brauche allerdings noch zusätzliche Kapazitäten. „Das wird ein gewaltiger Kraftakt“, sagte der Städtetagspräsident und Oberbürgermeister der Stadt Münster. Eine konkrete Größenordnung der erwarteten Kosten nannte Lewe nicht, da nicht klar sei, wie viele Menschen noch nach Deutschland kommen. Er forderte aber, dass die Versorgung der Menschen und die Integrationsangebote „zum allergrößten Teil von Bund und Ländern finanziert werden“.
Der Migrationsforscher Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung plädierte in der Zeitung dafür, die Betreuungs- und Schulangebote für die Kinder schon bei der Verteilung der Geflüchteten auf die Länder und Kommunen zu berücksichtigen – ebenso wie die Arbeitsmarktchancen für ihre Eltern. „Es darf bei der Verteilung nicht nur um die Frage gehen, wo es noch freien Wohnraum gibt“, sagte Brücker der Tageszeitung.
Er verwies auf die Erfahrungen nach dem Zuzug sehr vieler Flüchtlinge aus Syrien im Jahr 2015. Damals seien viele Geflüchtete wirtschaftlich schwachen Regionen zugewiesen worden. Ihre Beschäftigungsquoten seien noch heute einige Prozentpunkte niedriger als die anderer Geflüchteter in wirtschaftlich stärkeren Gegenden.