Die Überschwemmungen in Deutschland und seinen Nachbarländern im vergangenen Sommer waren laut dem Rückversicherer Swiss Re die teuerste Naturkatastrophe, die jemals in Europa registriert wurde. Das Hochwasser an Ahr, Erft und anderen Flüssen habe einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von mehr als 40 Milliarden Dollar (36 Milliarden Euro) verursacht, heißt es im Swiss-Re-Bericht zu den Naturkatastrophen 2021. Wegen des Klimawandels werde die Hochwassergefahr weiter zunehmen.
Swiss Re beziffert die Schäden der Überschwemmungen im vergangenen Sommer in Deutschland, Belgien, Luxemburg und anderen Nachbarländern auf insgesamt 40 Milliarden Dollar. Nur 13 Milliarden Dollar davon seien versichert gewesen.
In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hatte extremer Starkregen im Juli verheerende Überschwemmungen ausgelöst, etwa im Ahr-Tal und an der Erft. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen starben mehr als 180 Menschen. Zahlreiche Wohnhäuser wurden zerstört oder beschädigt. Das Jahrhunderthochwasser zerstörte auch Bahnstrecken, Straßen, Brücken, Mobilfunkmasten sowie vielerorts auch die Gas-, Strom- und Wasserversorgung.
Ende Juli hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer vorläufigen Schätzung von einer Schadenssumme von 4,5 bis fünf Milliarden Euro gesprochen. Am Mittwoch verabschiedete das Bundeskabinett seinen Bericht zu der Hochwasserkatastrophe. Der Bund sagte demnach zu, die von den Ländern bereitgestellte finanzielle Soforthilfe für betroffene Gebiete auf zunächst bis zu 400 Millionen Euro zu verdoppeln. Zur mittel- und langfristigen Unterstützung beim Wiederaufbau hat der Bund ein Sondervermögen mit einem Gesamtvolumen von bis zu 30 Milliarden Euro eingerichtet.
Auch in anderen Weltregionen war das Jahr 2021 von Überschwemmungen geprägt, wie es in dem Swiss-Re-Bericht weiter heißt. So seien etwa die USA wegen des Hurrikans „Ida“ von zerstörerischen Fluten getroffen worden. Auch in China, Indien und auf den Philippinen habe es besonders schwere Überschwemmungen gegeben.
„Allein im Jahr 2021 haben wir mehr als 50 schwere Überschwemmungen in der Welt erlebt“, erklärte der Swiss-Re-Chef für den Bereich Katastrophenschäden, Martin Bertogg. „Die Überflutungen betreffen fast ein Drittel der Weltbevölkerung und damit mehr als alle anderen Katastrophen.“
Swiss Re hob hervor, die Hochwasserrisiken seien zu drei Vierteln nicht versichert – und würden wegen des Klimawandels und der fortschreitenden Verstädterung weiter zunehmen. Die Erderwärmung erhöhe nicht nur das Risiko für Hochwasser, sondern auch für Stürme und Dürren.
Die Gesamtschäden durch Überschwemmungen im vergangenen Jahr bezifferte der Rückversicherer mit 82 Milliarden Dollar. Davon seien nur gut 20 Milliarden Dollar versichert gewesen. Besonders schlecht ist dem Bericht zufolge der Versicherungsschutz bei Hochwasser in Asien. Dort seien nur sieben Prozent der wirtschaftlichen Verluste durch Überschwemmungen versichert, in Europa hingegen 34 Prozent.
Insgesamt beliefen sich die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr auf 270 Milliarden Dollar, wie Swiss Re auflistete. Davon seien 111 Milliarden Dollar versichert gewesen.