Die Zahl der in den Nachbarländern der Ukraine angekommenen Kriegsflüchtlinge steigt weiter stark an. Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR gab am Mittwoch eine erneut gestiegene Zahl von rund 874.000 Menschen an, die das Land verlassen hätten. Eine erste aktualisierte Zahl auf der Website des UNHCR hatte zuvor noch 836.000 Kriegsflüchtlinge ausgewiesen. Am Dienstag hatte UNHCR-Chef Filippo Grandi die Zahl 677.000 genannt.
Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge befindet sich den Angaben zufolge nun in Polen. Rund 454.000 Menschen aus der Ukraine suchten demnach dort Schutz. An zweiter Stelle folgt Ungarn mit rund 116.000 aufgenommenen Flüchtlingen, dann Moldau mit 79.000, die Slowakei mit 67.000 und Rumänien mit 45.000. Rund 70.000 Menschen seien zudem in andere europäische Staaten weitergereist.
Knapp fünf Prozent der ukrainischen Kriegsflüchtlinge (43.000) gingen laut UNHCR nach Russland. Hinzu kommen demnach 96.000 Menschen aus den Separatistengebieten in der Ostukraine, die bereits vor dem Einmarsch nach Russland gegangen waren. 350 Ukrainer seien nach Belarus gereist.
Die russischen Streitkräfte waren am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Seitdem starben bei den Angriffen und Gefechten hunderte Menschen. Nachdem der Vormarsch der Truppen besonders im Norden des Landes unter anderem durch erheblichen Widerstand verlangsamt worden war, intensivierte Russland den Artillerie- und Raketenbeschuss auf städtische Gebiete.
Die Vereinten Nationen gehen angesichts des militärischen Drucks auf große ukrainische Städte davon aus, dass rund vier Millionen weitere Menschen das Land verlassen wollen. „Wir sind Zeugen dessen, was sich zur größten Flüchtlingskrise in Europa in diesem Jahrhundert entwickeln könnte“, warnte Grandi am Dienstag.