Der Bund hat derzeit rund 77 Millionen Dosen Corona-Impfstoff auf Lager, die zum Teil demnächst ihr Verfallsdatum erreichen. Dieser Lagerumfang bestand am 4. April, wie das Bundesgesundheitsministerium am Sonntag auf Anfrage mitteilte. Noch am 21. März hatte die Zahl bei 70 Millionen Dosen gelegen, wie es der „Welt am Sonntag“ zufolge in einer Regierungsantwort auf eine Unions-Anfrage heißt. Die Union kritisierte die Einkäufe.
Zu den 70 Millionen gehören den Angaben zufolge 27,4 Millionen Dosen des Herstellers Biontech, 40,2 Millionen des Unternehmens Moderna, 1,3 Millionen Dosen von Johnson & Johnson sowie 700.000 von Novavax. Der Bedarf ist allerdings stark zurückgegangen: derzeit werden im Durchschnitt täglich 34.000 Dosen verabreicht.
Von den eingelagerten Dosen werden der Regierungsantwort zufolge bis Ende Juni mindestens elf Millionen Dosen ihr Verfallsdatum erreichen, im dritten Quartal weitere 57 Millionen.
Der Unions-Gesundheitsexperte Tino Sorge kritisierte deswegen in der Zeitung Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Der Minister kennt bei den Impfstoffbestellungen keine Grenzen mehr. Er ordert, was immer da ist – der tatsächliche Bedarf und die Kosten spielen für ihn keinerlei Rolle mehr“, sagte Sorge. Lauterbach sei „im Einkaufsrausch“. Sorge forderte Auskunft über die Kosten, die dem Bund dadurch entstehen.
Das Bundesgesundheitsministerium setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, die Haltbarkeit der bereits ausgelieferten Impfstoffe zu verlängern, soweit die verfügbaren Stabilitätsdaten der pharmazeutischen Unternehmer dies rechtfertigen. Die Haltbarkeit für den Impfstoff der Firma Biontech/Pfizer habe so bereits von sechs auf neun Monate verlängert werden können, eine weitere Verlängerung sei geplant. Auch die Firma Moderna hat die Haltbarkeit seines Vakzins von sieben auf neun Monate verlängert. Das Unternehmen sei bereits aufgefordert worden, Daten für eine weitere Verlängerung vorzulegen.
Grundsätzlich würden vom Bund beschaffte Covid-19-Impfstoffe für die nationale Impfkampagne je nach Bedarf und Nachfrage den Leistungserbringern bereitgestellt, hieß es aus dem Ministerium. Darüber hinaus würden laufend Möglichkeiten geprüft, Impfstoffe zu spenden.