Deutsche Ermittler haben nach eigenen Angaben den weltweit umsatzstärksten illegalen Darknet-Marktplatz „Hydra Market“ abgeschaltet. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) wurde dessen Serverinfrastruktur nach „aufwändigen Ermittlungen“ am Dienstag beschlagnahmt und der Marktplatz geschlossen. „Hydra Market“ war demnach eine mindestens seit 2015 erreichbare russischsprachige Plattform mit 17 Millionen Kunden- und über 19.000 Verkäuferkonten.
Über den Darknet-Marktplatz wurden nach BKA-Angaben allein im Jahr 2020 Umsätze in Höhe von mindestens 1,23 Milliarden Euro getätigt. Nach Einschätzung der eigenen Expertinnen und Experten sowie der Fachleute der ebenfalls führend an den Ermittlungen beteiligten Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main sei die Plattform damit „der umsatzstärkste illegale Marktplatz weltweit gewesen“.
„Hydra Market“ diente laut BKA insbesondere dem Handel mit Drogen sowie mit gestohlenen Daten und gefälschten Dokumenten. Dazu kamen Geschäfte mit speziellen kriminellen Dienstleistungen. Bedeutsam war laut BKA vor allem ein „Bitcoin Bank Mixer“, über den sich digitale Finanztransaktionen mit Kryptowährungen verschleiern und strafrechtliche Ermittlungen von Behörden stark erschweren ließen.
Bei der Beschlagnahme der Server am Dienstag wurden laut BKA Bitcoins im aktuellen Wert von 23 Millionen Euro gesichert. Auf der Website der Plattform wurde ein Banner veröffentlicht, das über die behördliche Abschaltung informiert. Die Ermittlungen liefen demnach schon seit August 2021, die Identitäten der verantwortlichen Betreiber und Administratoren sind bislang allerdings noch unklar. Auch US-Behörden waren laut BKA beteiligt.
Die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sprach am Dienstag von einem neuen „großartigen Erfolg bei der Bekämpfung der Darknetkriminalität“. Die Ermittlerinnen und Ermittler hätten die Betreiber „zudem an der Stelle getroffen, die am meisten schmerzt – dem Geld“, erklärte Kühne-Hörmann in Wiesbaden weiter.
Das Darknet ist eine Sammelbezeichnung für Internetseiten, auf die nur mit spezieller Software oder Berechtigungen zugegriffen werden kann, wodurch die Anonymität der Nutzer gewährleistet wird. So war „Hydra Market“ nach Angaben des BKA über die Spezialanwendung Tor erreichbar, das anonyme und verschlüsselte Verbindungen aufbaut.
Weltweit verstärken Strafverfolgungsbehörden seit einiger Zeit ihre Bemühungen zur Abschaltung illegaler Darknet-Marktplätze. Auch deutschen Ermittlern gelangen dabei schon mehrfach größere Erfolge. Im Januar vergangenen Jahres schalteten sie in einer international koordinierten Aktion die Plattform „DarkMarket“ ab, bei der es sich nach ihren Angaben um den zum damaligen Zeitpunkt mutmaßlich global größten kriminellen Darknet-Marktplatz handelte.
Bei der damaligen Zugriffsaktion waren Server in der Ukraine und in Moldau beschlagnahmt worden, geleitet wurden die Ermittlungen von Expertinnen und Experten der Polizei in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. „DarkMarket“ hatte demnach mehr als 500.000 Benutzer und diente unter anderem dem Handel mit Rauschgift, Falschgeld, gestohlenen Kreditkartendaten und Schadsoftware.
Infolge dieses Erfolgs gelang es Ermittlern aus verschiedenen Ländern außerdem, über einen Zeitraum von mehreren Monaten 150 mutmaßliche Händler zu identifizieren und festzunehmen. Wie Polizeibehörden in den USA und Europa im Oktober vergangenen Jahres mitteilten, beschlagnahmten sie dabei zugleich mehr als 26 Millionen Euro in bar, Kryptowährungen und insgesamt 45 Waffen.
In Deutschland gab es im Rahmen der Folgeermittlungen demnach 47 Festnahmen. Zudem wurden eine Million Euro in bar oder in digitalen Währungen sowie 260 Kilogramm Drogen gefunden. Die mutmaßlichen Betreiber von „DarkMarket“ wurden bereits im Juli vergangenen Jahres von der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz angeklagt. Bei ihnen handelt es sich um ein Ehepaar aus Australien, das sich aber in Deutschland aufhielt und hier von den Behörden gefasst wurde.