Im Zusammenhang mit einem im März in Köln zu Tode geprügelten Mann sind 18 Beschuldigte zu einer europaweiten Fahndung ausgeschrieben worden. Bei einem Großeinsatz der Polizei am Donnerstag, bei dem auch die Haftbefehle vollstreckt werden sollten, wurden die mutmaßlichen Täter nicht angetroffen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Nach den Beschuldigten werde deshalb international gesucht.
Bei den Beschuldigten handle es sich um 18 Männer im Alter von 17 bis 60 Jahren, die „gemeinschaftlichen Totschlag“ begangen haben sollen. Sie sollen ihr 37-jähriges Opfer mit „mindestens neun weiteren, derzeit noch nicht abschließend identifizierten Tatbeteiligten“ am 10. März in Köln-Höhenberg abgepasst und den Mann dann mit einer Vielzahl von Schlägen, Tritten und Stichen verletzt haben, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Er wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und starb trotz mehrerer Notoperationen am 28. März.
Die Täter seien damals zu Fuß geflüchtet und mit mehreren Fahrzeugen davongefahren. Hintergrund der Tat sollen familiäre Streitigkeiten zwischen zwei aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Großfamilien sein. Die bisherigen Verdächtigen konnten laut Polizeiangaben durch Videoaufnahmen identifiziert werden.
An der Identifizierung der übrigen Täter werde nun mit Hochdruck gearbeitet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. „Eine Überwachungskamera an einer Tankstelle hat das ganze Geschehen dokumentiert – vom Beginn der Tat bis zum Abtransport des Geschädigten mit dem Krankenwagen“, sagte er. Diese Aufnahmen würden weiterhin ausgewertet.
Im Zusammenhang mit der Bluttat durchsuchten Polizisten am Donnerstag mehrere Flüchtlingsunterkünfte in Nordrhein-Westfalen. Seit den frühen Morgenstunden wurden sechs Wohnungen und vier Flüchtlingsheime in Köln sowie eine Unterkunft in Wuppertal durchsucht, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten.
In einer dieser Flüchtlingsunterkünfte sind den Angaben zufolge auch ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht. Um sie über die Hintergründe des Einsatzes zu informieren, seien ukrainischsprachige Polizisten vor Ort gewesen.
Bei einer der Durchsuchungsaktionen in Köln ordneten Beamte nach Angaben der Polizei versehentlich eine Wohnungstür falsch zu und verschafften sich mit einer Ramme gewaltsam Zugang zu den Räumen eines unbeteiligten hochbetagten Ehepaars. Eine 85-Jährige erlitt einen Schock und klagte über Kreislaufprobleme. Sie wurde später von einem Angehörigen vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.
Eigentlich sollte die Nachbarwohnung durchsucht werden, wie die Polizei weiter mitteilte. Eine Opferschutzbeauftragte der Polizei betreute die Frau und sprach ihr das Bedauern der Beamten aus. Die Polizei sicherte zu, den entstandenen Sachschaden zu übernehmen.