Kanadische Regierung genehmigt umstrittenes Ölprojekt im Atlantik

Symbolbild: Ölbohrinsel
Symbolbild: Ölbohrinsel

Die kanadische Regierung hat den Bau eines umstrittenen Ölprojekts im Atlantischen Ozean genehmigt. „Das North Bay Exploitation Project kann voranschreiten“, erklärte Umweltminister Steven Guilbeault am Mittwoch. Die Regierung habe dafür „einige der strengsten Umweltauflagen, die je gemacht wurden“, erlassen. So solle das Ölprojekt „bis 2050 CO2-neutral“ werden.

Mit dem Projekt des norwegischen Ölkonzerns Equinor soll 500 Kilometer vor der Küste Neufundlands ein Ölfeld in einer Tiefe von mehr als einem Kilometer erschlossen werden. Das Projekt soll 2028 in Betrieb genommen werden. Unternehmensangaben zufolge sollen binnen 30 Jahren etwa 300 Millionen Barrel Öl gefördert werden. Es wird das fünfte Projekt dieser Art in Kanada sein.

Wie der ehemalige Umweltaktivist und jetzige Minister Guilbeault mitteilte, ist es laut eines Gutachtens unwahrscheinlich, dass das Projekt zu erheblichen negativen Umweltauswirkungen führen werde.

Von seinen ehemaligen Mitstreitern kam jedoch umgehend Widerspruch. Das Projekt „zu genehmigen ist ein weiterer Schritt in eine unbewohnbare Zukunft“, erklärte Julia Levin von der Umweltorganisation Environmental Defence. Es sei ein „Schlag ins Gesicht der Klimaforscher, der Gemeinden in Kanada und der Welt, die von der Klimakrise betroffen sind“.

Für Greenpeace handelte es sich um eine Entscheidung, die „die Klimakrise und die globale Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die den Planeten verbrennen, nur noch weiter verschärft“.

Die mit dem kanadischen Regierungschef Justin Trudeau verbündete Neue Demokratische Partei (NDP) kritisierte das Projekt ebenfalls. „Das zeigt genau, was mit dieser Regierung nicht stimmt. Sie hören auf ihre Kumpels aus der Öl- und Gasindustrie, anstatt auf die Klimaexperten zu hören“, erklärte die umweltpolitische Sprecherin Laurel Collins.

Die politische Sprengkraft des Projekts war so groß, dass die Regierung die Entscheidung bereits zweimal vertagen musste. Trudeau, der im Wahlkampf auch für mehr Umweltschutz eintrat, ist für seine ambivalente Haltung zum wirtschaftlich wichtigen Ölsektor in den vergangenen Jahren häufig kritisiert worden. 2018 hatte er beispielsweise eine Ölpipeline verstaatlicht. Kanada ist der viertgrößte Ölproduzent der Welt.

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