Die Präsidentin des Zentralkomitees deutschen Katholiken (ZdK), Imre Stetter-Karp, stellt dem Krisenmanagement der katholischen Kirche in Bezug auf das Erzbistum Köln ein vernichtendes Zeugnis aus. „Die immer noch nicht gelöste Krise im Erzbistum Köln, auch das Nichthandeln des Vatikan, belastet und schädigt die katholische Kirche als Ganze“, sagte Stetter-Karp der „Rheinischen Post“ vom Sonntag.
In der Erzdiözese sei „wie in einem Brennglas“ zu erkennen, „dass ein Weiter-So nicht zu verantworten ist“, urteilte Stetter-Karp. „Die Situation in Köln liefert alle Beweise, wie die Zeit für Reformen drängt und keinen, aber auch wirklich gar keinen Aufschub mehr duldet.“
In Köln hatte Kardinal Rainer Maria Woelki im Oktober vergangenen Jahres vor dem Hintergrund von Vorwürfen wegen des Missbrauchskandals eine Auszeit angetreten; diese endete Anfang März. Während der Auszeit bot Woelki Papst Franziskus seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs an. Eine Entscheidung darüber steht noch aus.
Stetter-Karp kritisierte dies. Ihrer Ansicht nach schadet der „anhaltende Schwebezustand allen, am Ende auch dem Kardinal selbst“.
Am Donnerstag hatte die Kirchenreformbewegung von „Wir sind Kirche“ vor dem Kölner Dom gegen Woelki protestiert und ihm symbolisch die Rote Karte gezeigt. „Die vielen einsamen und augenscheinlich falschen Entscheidungen von Kardinal Woelki in Sachfragen und Personalfragen zeigen, dass ihm die pastoralen und sozialen Kompetenzen für das Bischofsamt einer der größten und reichsten Bistümer fehlen“, sagte Wir-sind-Kirche-Sprecher Christian Weisner der „Rheinischen Post“.
Auch nach seiner Rückkehr aus der Auszeit habe Woelki „sein absolutistisches und klerikales Verhalten leider nicht geändert“, beklagte Weisner. Die Auswirkungen seien nicht nur für das Erzbistum, sondern für die ganze Kirche in Deutschland „katastrophal“.
Für neuen Unmut sorgen derzeit die vor einigen Tagen bekannt gewordenen Zahlungen für private Spielschulden eines Priesters im Erzbistum Köln. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aufgedeckt hatte, zahlte das Bistum für die Spielschulden fast 500.000 Euro und zudem mehr als 600.000 Euro für damit verbundene Steuernachzahlungen. Der Vorgang wurde vom Erzbistum im Grundsatz bestätigt.
Das Geld floss dem „Stadt-Anzeiger“ zufolge teilweise aus einem Sozialfonds des Bistums, aus dem ansonsten unter anderem Entschädigungen für Opfer sexuellen Missbrauchs gezahlt werden. Der Sprecher des Betroffenenbeirats der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Opfer von sexuellem Missbrauch, Johannes Norpoth, nannte den Vorgang im „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Samstag „verstörend und beschämend“.