Das Münchner Oktoberfest findet nach zweijähriger Unterbrechung wegen der Corona-Krise in diesem Jahr wieder statt. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte am Freitag in der bayerischen Landeshauptstadt, die 187. Wiesn werde auch ohne Auflagen wie etwa Zugangsbeschränkungen stattfinden. Er hoffe nun, dass sich die Corona-Lage nicht im Herbst so zuspitze, dass eine kurzfristige Absage nötig werde.
Reiter sagte, er habe sich die Entscheidung zur Veranstaltung des größten Volksfests der Welt „definitiv nicht leicht gemacht“. Ohne ihn namentlich zu nennen, kritisierte Reiter dabei Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der schon vor Tagen für die Wiesn plädiert hatte. Natürlich könne jemand die Meinung täglich wechseln und auch das „Team Vorsicht“ auflösen – die Veranstaltung solch eines Volksfests sei aber keine simple Entscheidung.
Reiter hatte in den vergangenen Tagen unter erheblichem Druck gestanden, das Oktoberfest stattfinden zu lassen. Söder, die Festwirte, aber auch ein großer Teil der Parteien im Münchner Stadtrat forderten eine Rückkehr der Wiesn.
Politisch finde er die Lage wegen des Kriegs in der Ukraine belastend, sagte Reiter. Es müsse aber jeder für sich selbst entscheiden, ob er trotz des Kriegs feiern wolle – dies sei kein Grund für eine Absage. Bei der Corona-Lage müsse er zur Kenntnis nehmen, dass sowohl vom Bund als auch von Bayern keine Beschränkungen des öffentlichen Lebens mehr vorgesehen seien. Damit könne auch das Oktoberfest stattfinden.
Reiter sagte, er habe sich eng unter anderem mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ausgetauscht. Er hätte als Münchner Oberbürgermeister gern Zugangsbeschränkungen wie 2G gesehen. Dies sei aber angesichts der Rechtslage nicht mehr möglich, weshalb es einen unbeschränkten Zugang geben werde.
Für den Fall, dass etwa wegen einer zugespitzten Corona-Lage das Oktoberfest doch abgesagt werden muss, lehnte Reiter einen Schadenersatz durch die Stadt München kategorisch ab. „Die Kosten einer kurzfristigen Absage wird jedenfalls nicht der Münchner Steuerzahler zahlen.“ Obwohl das Oktoberfest erst Mitte September beginnt, starten mit der Zusage die Vorbereitungen. In wenigen Wochen wird bereits mit dem Aufbau der Festzelte begonnen, in die jeweils bis zu zehntausend Menschen passen.
An die Wiesnwirte appellierte Reiter, nun nicht die hohe Inflation als Grund für starke Steigerungen des Bierpreises zu nutzen. Das Oktoberfest müsse seinen Volksfestcharakter behalten.
In den Jahren vor der Corona-Pandemie hatte die Wiesn alljährlich mehr als sechs Millionen Menschen angelockt, viele davon aus anderen Ländern. Der Starttermin für das Oktoberfest ist der 17. September, es soll bis zum 3. Oktober dauern.
Söder begrüßte die Entscheidung für die Wiesn und sprach von einem „guten Signal gerade auch in schwerer Zeit“. Das Oktoberfest stehe „wie kein anderes Volksfest für Lebensfreude und Weltoffenheit“ und sei „internationales Aushängeschild Bayerns“, erklärte er. „Ich werde gerne hingehen und freue mich auf die erste Maß.“
„Das ist die richtige Entscheidung“, erklärte auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). „Wir brauchen wieder Gelegenheiten, zusammen zu feiern.“ Dies sei für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sehr wichtig.