Die ukrainischen Behörden wollen nach eigenen Angaben am Samstag gegen 12.00 Uhr (Ortszeit) einen neuen Versuch starten, Zivilisten aus der seit Wochen belagerten Hafenstadt Mariupol über einen Fluchtkorridor in Sicherheit zu bringen. „Wir werden heute erneut versuchen, Frauen, Kinder und Senioren in Sicherheit zu bringen“, erklärte die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk.
Wereschtschuk rief die Menschen auf, sich in der Nähe eines an einer Fernstraße liegenden Einkaufszentrums zu versammeln. „Wenn alles nach Plan geht, beginnen wir mit der Evakuierung gegen Mittag“, erklärte sie.
In der Vergangenheit waren mehrere Versuche, Fluchtkorridore für Zivilisten aus Mariupol zu öffnen, gescheitert. Die humanitäre Lage in der seit Beginn des russischen Angriffskrieges weitgehend zerstörten Stadt ist nach Angaben von Hilfsorganisationen verheerend.
Russland hatte Mariupol am Donnerstag für „befreit“ erklärt. Die ukrainische Regierung widersprach dieser Darstellung. Die ukrainischen Kämpfer, die sich in einem Stahlwerk in der Stadt verschanzt haben, blieben „standhaft“, betonte Kiew am Freitag. Russland hat die ukrainischen Kämpfer wiederholt zur Kapitulation aufgefordert.
Auf dem Industriegelände des Konzerns Asow-Stahl mit seinen vielen unterirdischen Gängen sollen sich auch hunderte Zivilisten befinden, die kaum Zugang zu Wasser oder Nahrung haben.