Die Ukraine hat der EU eine detaillierte Liste der benötigten Hilfe für ihren global wichtigen Agrarsektor geschickt. EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski sagte bei einem Treffen der EU-Agrarminister am Donnerstag, die ukrainischen Landwirte bräuchten unter anderem „Treibstoff, Saatgut, Düngemittel, Pestizide, Tierarzneimittel und landwirtschaftliche Maschinen“. Die Mitgliedsstaaten beauftragten die Kommission, die Lieferung der Hilfen zu koordinieren.
„Diese Hilfe muss ihnen sehr schnell, in den nächsten Wochen, rechtzeitig für die Aussaat von Mais und Sonnenblumen gebracht werden“, sagte Wojciechowski am Rande des Treffens in Luxemburg, bei dem auch der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solsky zugeschaltet war. Der französische Minister Julien Denormandie berichtete, dass sich Kiew „bemüht, die landwirtschaftliche Produktion, wo immer möglich, aufrechtzuerhalten“. Auf „50 bis 70 Prozent des ukrainischen Bodens“ könne „heute gesät und morgen geerntet werden“.
Demnach forderte Kiew die Europäer auf, bereits jetzt Lagerkapazitäten für die bevorstehende Ernte vorzubereiten und die logistischen Mittel bereitzustellen, um die Ernte aus der Ukraine herauszubringen. „Wenn es keine Fortschritte gibt, werden die ukrainischen Bauern ihr Leben auf den Feldern für Getreide riskieren, das nie auf die Agrarmärkte gelangen wird“, warnte Wojciechowski.
Hilfsorganisation warnen, dass ein Ausfall ukrainischer Lebensmittelexporte zu einer weltweiten Verschärfung des Hungers beitragen könnte. Zusammen mit Russland gehört die Ukraine zu den wichtigsten Getreidelieferanten der Welt, viele Entwicklungsländer sind davon abhängig. Entwicklungshelfern zufolge sorgen die wegen des Kriegs steigenden Lebensmittelpreise für politische Instabilität in vielen Ländern und könnten zu neuen Flüchtlingsbewegungen Richtung Europa führen.