Die zahlreichen nach dem russischen Truppenabzug entdeckten getöteten Zivilisten in Butscha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew werfen nach Angaben der Vereinten Nationen Fragen nach möglichen Kriegsverbrechen auf. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf teilte am Sonntag mit, es könne sich noch nicht zu den Ursachen und Umständen äußern. „Aber das, was bislang bekannt ist, wirft eindeutig ernsthafte und beunruhigende Fragen über mögliche Kriegsverbrechen und schwerwiegende Verletzungen des humanitären Völkerrechts auf“, erklärte das Büro.
UN-Mitarbeiter vor Ort hätten noch nicht die von den ukrainischen Behörden übermittelten Zahlen oder Informationen überprüfen können. „Wir sind höchst beunruhigt angesichts des verfügbaren Foto- und Videomaterials, darunter Aufnahmen von Toten mit hinter ihren Rücken verbundenen Händen“, teilte das UN-Menschenrechtsbüro weiter mit.
Gleichzeitig könne nicht ausgeschlossen werden, dass unter den rund 300 Toten, die auf den Straßen von Butscha eingesammelt und dann begraben worden seien, auch die Leichen von ukrainischen oder russischen Soldaten seien, die bei Kämpfen getötet worden seien, hieß es weiter.
Da die Möglichkeit von Kriegsverbrechen bestehe, sei es wichtig, „alle Leichen zu exhumieren und zu identifizieren“. Dies sei wichtig, damit Angehörige informiert und die genaue Todesursache festgestellt werden könne und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden könnten.
UN-Generalsekretär António Guterres reagierte „zutiefst schockiert“ auf die „Bilder von getöteten Zivilisten in Butscha“ und forderte eine „unabhängige Untersuchung“. Es sei „unerlässlich“, dass die Verantwortlichen nach einer „unabhängigen Untersuchung zur Rechenschaft“ gezogen würden, erklärte Guterres nach Angaben seines Sprechers.